Michael Nungesser
Blick ins Freie
Thomas Florschuetz – Retrospektive
Haus am Waldsee 29.4. – 31.7.2005
Thomas Florschuetz zählt zu den wichtigsten deutschen Fotografen der Gegenwart. Eine Retrospektivausstellung seiner Werke war seit Frühjahr 2004 im Kunstmuseum Bonn, dann im BALTIC The Centre for Contemporary Art in Gatehead und zuletzt in den Kunstsammlungen Chemnitz zu sehen. Eine Station in Berlin war nicht vorgesehen. Der Wechsel in der Leitung des Hauses am Waldsee – Katja Blomberg löste kürzlich Barbara Straka als Leiterin ab – ermöglichte nun die Übernahme der Ausstellung in die deutsche Hauptstadt, in der der Künstler lebt. Da die Räume der renommierten kommunalen Ausstellungsinstitution, die seit letztem Jahr von einem Trägerverein mitfinanziert wird, noch frei waren, nutzte Blomberg als Kennerin des Werkes von Florschuetz die Gelegenheit, ihn an den Anfang einer geplanten Reihe mit internationalen Positionen aus Berlin zu stellen.
Anders als der Hauptstrom der weltweit bekannt gewordenen Fotografie aus Deutschland, der aus der Becher-Schule hervorgegangen ist oder ihr nahe steht, bekennt sich Thomas Florschuetz zu einer subjektiv-reflektierenden Position, die zwar den kühlen, sachlichen Blick beibehält, aber auf den eigenen Körper und seine nächste Umgebung richtet. 1957 in Zwickau geboren, zog der Autodidakt 1981 nach Ost-Berlin und entwickelte dort im experimentellen Umfeld der Szene am Prenzlauer Berg seine Bildauffassung von (teils neu zusammengesetzten) Körperfragmenten – damals noch ausschließlich in Schwarzweiß. 1988 siedelte der inzwischen international geschätzte Fotograf aus der DDR nach West-Berlin über. Längere Aufenthalte in New York, in Rio de Janeiro und Salvador sowie ein Aufenthalt als Gastkünstler in der Villa Aurora im…