Blick auf den Zustand der Welt
AMINE HAASE IM GESPRÄCH MIT CATHERINE DAVID
Amine Haase: In der Berliner Ausstellung “Der Stand der Dinge” erkennt man deutlich die künstlerischer Leiterin der documenta X von 1997 in Kassel wieder. Wie würden Sie selbst Ihre Auseinandersetzung mit Kunst in den vergangenen dreieinhalb Jahren kennzeichnen?
Catherine David: Es würde die Leute, glaub ich, sehr wundern, wenn ich meine Sicht auf Kunst geändert hätte. Nach dem Ende der documenta hatte ich große Freiheit zu reisen. Nicht dass ich früher nicht auch viel gereist wäre. Aber jetzt war ich nicht an Termine und ähnliche Verpflichtungen gebunden. Ich konnte auch einige in Kassel nur angedeutete Ideen präzisieren. Ich habe einiges auf die Beine gestellt, nicht so Großes und Spektakuläres wie die documenta X – Gott-sei-Dank, möchte ich fast sagen. Aber ich habe unter anderem in Argentinien gearbeitet und in anderen Gegenden fern ab von Europa. Auf die Einladung der “Kunst-Werke” nach Berlin habe ich sehr gerne geantwortet. Der Vorschlag war, das zu zeigen, was sich in den Jahren nach der documenta X sozusagen bei mir abgelagert hatte. Unter den Dingen, mit denen ich mich in den letzten Jahren beschäftigt habe, schien mir diese Einladung besonders interessant zu sein. Sie gab mir Gelegenheit, mich zur aktuellen Situation einiger ästhetischer Praktiken zu äußern, die sich mit dem Zustand der Welt – eben “der Dinge” – auseinandersetzen. Wir leben ja in einer Zeit, in der alles sehr komplex geworden ist. Wir leben in einer Endzeit, das müssen wir einsehen. Die Arbeiten, die in…