Blendwerk
Kunstpalast Ehrenhof
von Jan Thorn-Prikker
Betritt man das Areal des “Kunstpalast Ehrenhof”, so überfällt einen ein Gefühl der Fremde. Hier steht man außerhalb der Zeit. Links läuft der Rhein seit eh und je, parallel neben ihm, gleichsam seine moderne Schwester, fließt der Verkehr über die Uferstraße unberührt am Palast der Kunst vorbei. Rechts liegt unsichtbar und doch nicht fern die Stadt. Mittendrin, eingekeilt zwischen dem alten Regierungsgebäude und der Akademie: die Anlage – das Festungs-U der Kunst. Die Machtarchitektur hat hier eine gewaltige gewalttätige Schneise geschlagen. Hier wurde ein Raum aus der Gegenwart isoliert, der doch brodelnd von ihr umgeben ist. Geht man am leeren runden an einen Bombentrichter erinnernden Brunnen vorbei auf die einschüchternde Toreinfahrt im Norden des Komplexes zu, dann sieht man rechts die jämmerlichen Messehallen der 50er Jahre. Sie nahmen die Brutalarchitektur auf, kopierten den Ehrenhof, nur mit billigeren Materialien, und überhöhten seine Lächerlichkeit traurig. Die Messehallen verfallen, warten auf ihren Abriß, der sie endlich von ihrer Gespenstermonumentalität befreit. Links, an der Bushaltestelle vorbei, an der nie jemand mehr aussteigt, fällt der Blick auf die Rheinterrassen. Klotzige Gaststätten im gleichen Stil wie der Ehrenhof. Kaffee- und Kuchenpalast, eine feste Bunker-Burg der Unterhaltung. Dreht man sich um, sieht man Schornsteine, Teile der modernen Rheinbrücke. Auf diese Zeitzeichen der Moderne blickend, sieht man im Vordergrund das Planetarium. Von hier ging der Blick einst in fremde Welten. Hier griff man mit Fernrohren nach den Sternen. Die Geländeachse zum Rhein hin wird durch eine lange flachgestreckte Gebäudefassade aus Klinkersteinen gehalten, die stark an…