Hans-Jürgen Hafner
Blank & Jeron: Bodenbildung
Kunstverein Leipzig., 19.10. – 13.11.2004
Die vielen Gesichter, die ‘Information’ annehmen kann, ihre Oberflächen, Formen und Strukturen bilden das Terrain, das Blank & Jeron seit nun über zehn Jahren erkunden. Dabei erschließt sich das Künstlerduo sein Rohmaterial: Datenerhebung, -speicherung und -Transfer, statistische Verfahren und deren mediale Darreichungsformen, dazu die unvermeidlichen Fehler im Informationssystem. Daraus haben sie in der Vergangenheit verschiedene Displays zwischen Netzarbeit komplexen Rauminstallationen gestrickt. In gewisser Weise könnte immer noch die Parole „Schönheit durch Information“ (aus dem seit 2000 fortlaufenden Projekt „re:represent“) einen probaten Schlüssel zum Werk von Joachim Blank und Karl Heinz Jeron liefern. Trotzdem erschließen sie in ihrer Schau in dem kompakt-perfekten weißen Würfel des Leipziger Kunstvereins Neuland. Der relativ gewichtige Titel „Bodenbildung“ kann also metaphorisch, im Sinne einer Neujustierung im Umgang mit Rohstoff und Material aufgefasst werden; das Projekt hat aber genauso viel mit Grenzziehung und Neupositionierung nach außen – mit Rezeptionssteuerung – zu tun.
Zum Beispiel überrascht die bemerkenswert konventionelle Inszenierung der Schau. Da erinnern zwar die von innen her illuminierten, bunten 3D-Balkendiagramme an die üppig an viele Wahrnehmungsebenen appellierende Erlebnislandschaft von „re:represent“. Im Leipziper Szenario funktionieren die Plexiglas-Objekte aber eher im Bullochschen Post-Minimal-Sinn und geben – deutlich über Kopf in den Raum ragend – über Farbigkeit und Form eine retro-futuristische Rahmung vor. Das schreit deutlich nach 90er Jahren – und erinnert an die etwas matt gewordenen Technoästhetiken von Rockenschaub, Morris & Co. Wichtiger ist: die Objekte stehen für Blank & Jerons lange schon diagnostizierbaren Drang zum Objekt- und Bildhaften, somit…