Renate Puvogel
Blalla W. Hallmann
Galerie Zwirner, 23.1.-4.3.1989
Die eineinhalb mal ein Meter großen Gemälde des Blalla W. Hallmann gleichen eng beschriebenen Buchseiten. Geschichten können nicht nur aus der Fülle von Lettern erwachsen, sie sind auch nicht auf den fabulierenden Linienfluß eines Stiftes angewiesen, sondern sie lassen sich rein aus der Farbe entwickeln. Dies wird in den großen Ölbildern und etwas kleineren Mischtechniken offenkundig. Der Kölner Künstler hat sich in den letzten Jahren immer stärker vom Zeichner zum Maler gewandelt. Der farbgetränkte Pinsel imitiert nicht einmal den über die Fläche gleitend gestaltenden Zeichenstift, sondern Hallmann setzt die Farbe kurzatmig Punkt für Punkt auf die Leinwand. Aus einem labyrinthischen Inneren, das nicht in der Bildmitte liegt sondern eher als geistiges Zentrum zu denken ist, wachsen die Wesen und Dinge hervor und wollen sich auch auf der Fläche nicht zu einer strengen, etwa gar logischen Ordnung fügen. Jeder Ort auf dem Bildgrund wirkt als Quelle, welche eine überbordende Fülle an Gestaltetem und Ungestaltetem, von Figur und Raum gebiert. Wie auf spätmittelalterlichen Wimmelbildern tummeln sich die unterschiedlichsten Wesen, Menschlein, Tiere, Blumen und Mischgestalten innerhalb einer Szenerie, die selbst auf keinen festen Grund gebaut ist. Das Auge findet innerhalb dieses Horror vacui keinen rechten Halt, es herrscht sogar “Unruhe an der Grenze”, man bleibt weiter fündig auf der Suche nach neuen aus der Farbe gewonnenen Konkretionen. Immer voller wird diese Weltbühne, ohrenbetäubend der Lärm, den die Kreaturen in ihren kraftvollen Tönen meist ungebrochener Farben verbreiten. Der blendende Schein dieser warmen Rot-, Gelb-, Braun- und Grünpalette trügt:…