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Titel: Outside USA · S. 194 - 195
Titel: Outside USA , 1991

Black Art

In einer ruhigen und ereignislosen Kunstsaison ist es zu den Erschütterungen eines Erdbebens gekommen. Nach Jahren des Abweisens von Arbeiten schwarzer amerikanischer Künstler, die angeblich einer Beachtung nicht sonderlich wert seien, sind diese jetzt für die Zukunft der amerikanischen Kunst und für unser Selbstverständnis unverzichtbar geworden.

Dies trifft selbst dann zu, wenn weiterhin schwarze Künstler innerhalb der institutionalisierten Kunstwelt und namentlich in New York auf heftigen Widerstand stoßen. Dies trifft selbst dann zu, wenn die meisten, die die zeitgenössische Kunst verfolgen, betrachten oder käuflich erwerben, den Reichtum und die Vielfalt der Kunst schwarzer Amerikaner nicht recht einzuschätzen vermögen.

Die Gründe für diesen Wandel wirken sich auch grundlegend auf die Arbeit vieler schwarzer Künstler und diesen internationalen und geschichtlichen Augenblick aus. In einem Jahrzehnt, in dem Künstler sich frei fühlten, aus jedweder Kunsttradition zu schöpfen und bei jeder nur möglichen Epoche Anleihen zu machen, trugen sich zahlreiche schwarze Künstler implizit mit der Absicht, eine Kulturwelt zu entwickeln, in der der afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Kunst eine ebenso große Bedeutung zufällt wie der Kunst Europas oder der Vereinigten Staaten.

Die neuerliche Wiederbelebung der europäischen Kunst bot Gelegenheit, zu begreifen, welche Art Kunst heute von Belang sein kann. Es gibt unter amerikanischen Kunstsachverständigen ein ausgeprägtes Gefühl dafür, daß in den zurückliegenden zehn Jahren die westdeutsche Kunst die weltweit beste auch wohl deshalb gewesen ist, weil sie zu einer Auseinandersetzung mit ihrer äußerst schmerzvollen Geschichte fähig war. In der amerikanischen Begeisterung für das Werk Anselm Kiefers, dessen Gemälde die vom Nazi-Regime und vom Holocaust zugefügten Wunden…

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