GEORG SCHÖLLHAMMER
»Bitter & Weber«
Als Bild oder als Verfahren zeigt die Arbeit “On Formation” des Wiener Künstlerpaars Sabine Bitter und Helmut Weber, daß der Kampf der einzelnen sozialen und kulturellen Gruppen um Legitimität und Aufmerksamkeit gegen die herrschenden Dispositive der Macht durch den Übergang des Privaten, des Einzelnen in eine neue, seinen oder ihren Interessenslagen jeweils entsprechenden Raum jene Anliegen und Codes erst zu politischen machen kann, auch weil seine oder ihre Interessen eben im Raum der Gesellschaften vielschichtig sind.
Auf der einfachen Ebene des Bildes, des wieder zusammengesetzten, multiplizierten Fundstückes, ist die Arbeit “On Formation” eine Art von Warntafel. Sie richtet sich gegen die gängige Versuchung (sie hat meistens den Namen liberalistischer Pluralismus), zu glauben, daß angesichts der Vielzahl von Gruppen und Kollektiven, die in den Selbstbehauptungskämpfen heutiger städtischer Gesellschaften um ihre Autonomie oder zumindest um ihre Stimme kämpfen, um das Recht der Selbstlegitimation, allein das Einräumen dieses Rechtes imstande sei, fundamental demokratische Verhältnisse zu schaffen.
“On Condition” von Bitter & Weber knüpft genau dort an, wo ich im nachfolgenden Text “Logik des Wir und Jetzt” von der Politik des Privaten spreche und von ihren Verfänglichkeiten. “On Condition” zeigt die Unmöglichkeit dieses Privaten, indem es sein Publikum mit jenem weiteren Raum konfrontiert, in dem kulturelle Techniken des Visuellen ihre Expansion betreiben. Eine Politik, die das verschweigt, ist entweder eine Politik des Mythos oder eine des emergenten Kapitalismus. Beide beanspruchen, und sie gleichen darin den Medien, die Einheit des Raumes, generieren die Illusion des gemeinsamen Raumes des städtischen Lebens, beide arbeiten aber…