RAINER METZGER
Birgit Jürgenssen
Schuhwerk – Subversive Aspects of “Feminism”
Museum für Angewandte Kunst, Wien, 17.3. – 6.6. 2004
Noch immer ist der traurigste aller Anlässe, der Tod, gut fürs Weiterkommen. Solche Karrieren nennt man dann posthum, und es sieht ganz so aus, als ereilte dieser Mechanismus jetzt Werk und Person der Birgit Jürgenssen, die im September letzten Jahres nach langer Krankheit 54jährig verstorben ist. Man muss hier nicht wiederholen, welch gute Künstlerin sie war, wie früh und vor allem wie deutlich avant la lettre sie auf der Klaviatur der Gender Troubles spielte. Und ganz offenbar hatte sie zu gute Manieren, um daraus eine jener lauten Laufbahnen zu zimmern, in denen sich die Kalküle mit dem Du-hast-keine-Chance-aber-nütze-sie nur so aneinander reihen.
Welche gute Künstlerin Birgit Jürgenssen war, ließ sich allein schon in der kleinen feinen Studioausstellung ermitteln, die ihr das Wiener Museum für Angewandte Kunst widmete. Eine einzige Facette ihres Oeuvres wurde ausgelotet, die um 1974 in Angriff genommene und bald auch wieder beiseite gelegte Beschäftigung mit dem Prinzip Fußbekleidung. “Ich suchte”, so gab Birgit Jürgenssen in ihrem letzten größeren Interview, nachzulesen in Kunstforum Band 164, zu Protokoll, “nach einem neutralen Gegenstand, der jedem vertraut war. Schuhe schienen mir geeignete Objekte zu sein, um meinen erotischen und zynischen Phantasien und allen anderen Interpretationsmöglichkeiten freien Lauf zu lassen. Ich begann damit noch während meiner Studienzeit, und es dauerte mehrere Jahre, dass ich dieses Thema behandelte, bis es mich nervte, dass ich als ,die mit den Schuhen’ bezeichnet wurde. 1975 habe ich dann in einem…