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Magazin · von Dieter Buchhart · S. 390 - 390
Magazin , 2005

Dieter Buchhart
BioMediale.

Contemporary Society and Genomic Culture

Naturwissenschaftliche Bilder sind heute nicht nur Bestandteil fachspezifischer Diskurse, sondern durchdringen die unterschiedlichsten Alltagsbereiche. Sie sind Teil pseudowissenschaftlicher Dokumentationen, Erklärungen und Abbildungen in der Werbung oder dem Wissenschaftsteil von Zeitungen, Zeitschriften, Illustrierten, Fernsehen oder Internet und suchen die moderne Wissenschaft als Trägerin und Garantin von Objektivität, Exaktheit und Verbindlichkeit zu vermitteln. Diese undifferenzierte „Profanisierung“ von naturwissenschaftlichen Bildern und Strategien erfolgt vor dem Hintergrund des veränderten Status von Bildlichkeit im Wissenschaftsbereich und des fortschrittsbedingten Wandels des Naturbegriffs. Natur ist heute technisch sowohl im Labor als auch am Computer reproduzierbar. Das wissenschaftliche Interesse fokussiert auf die Untersuchung mikro- oder makrokosmischer Naturausschnitte, die mit unseren natürlichen Wahrnehmungsorganen nicht mehr erschließbar sind und mittels aufwändiger Technologien in Bilder übersetzt werden, deren Lesbarkeit wenigen ExpertInnen vorbehalten bleibt. Diese Entwicklung der Bio- und Computerwissenschaften zu „Image Sciences“ verlangt neben den traditionellen musealen Präsentationsformen nach neuen Vermittlungsstrategien, die sich im medialen und institutionalen Raum verstärkt auf das ästhetische Potential dieser Bilder richten. Im Zuge dieses neuen Stellenwerts von Bildlichkeit und des sich verändernden Verhältnisses zur Ästhetik zeichnet sich seit Ende der 1980er Jahre eine Annäherung der Bereiche Kunst und Wissenschaft ab.

In der von Dmitry Bulatov herausgegebenen und kuratierten Anthologie zum Thema der Ästhetik von Biowissenschaften insbesondere der Molekularbiologie und Genetik, aber auch zu künstlichem Leben, virtuellen Realitäten sowie Modellvorstellungen aus der Gentechnologie und deren Repräsentation in der Kunst wurden der Status und die Bedingungen dieser Annäherung analysiert, wobei sowohl naturwissenschaftliche als auch künstlerische Präsentationen auf ihre interdisziplinären Schnittbereiche und gesellschaftliche Relevanz…


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