Christian Huther
Bill Woodrow
»Fools’ Gold«
Institut Mathildenhöhe, Darmstadt, 20.10.1996 – 12.1.1997
Der britische Bildhauer Bill Woodrow, Jahrgang 1948, begann in den 80er Jahren als Sammler von Sperrmüll, den er zu pointierten Abbildern unserer Gesellschaft verwandelte. Das Skelett eines Regenschirms bog sich zum Geisterschiff, aus einer Autotür wuchsen Blumen, aus einer Waschmaschine kam eine Gitarre hervor, in einem Heizlüfter tummelte sich ein roter Fisch. Dieses “ästhetische Recycling” (so der Darmstädter Ausstellungsmacher Klaus Wolbert) – das aber zuweilen Gefahr lief, sich zu wiederholen, wie eine Ausstellung im Münchner Kunstverein vor knapp zehn Jahren zeigte (s. KUNSTFORUM Band 88, S. 301 f.) – hat Woodrow seit einigen Jahren aufgegeben zugunsten der beinahe klassischen Arbeit mit Bronze und Gold. Zu verfolgen war dieser neue Weg in einer Ausstellung von 14 Großplastiken und einigen kleineren Werken aus den letzten sechs Jahren im Darmstädter Institut Mathildenhöhe, die von der Londoner Tate-Gallery zusammengestellt wurde. In den 80ern trat Woodrow mit den (inzwischen bekannteren) Künstlern Tony Cragg, Richard Deacon und anderen in einer Gruppierung als “New British Sculpture” auf.
Doch Woodrow, Teilnehmer an der Kasseler documenta 1987, ist seinen Arbeitsprinzipien der Montage und der hintergründigen Ironie treu geblieben, auch wenn die Anspielungen nun versteckter ausfallen und so nur schwierig zu enträtseln sind. Mit einem Trend zum schicken Design, wie manche Presseschelte in Darmstadt vorschnell lautete, hat Woodrow rein gar nichts zu tun; da wurde der vielschichtige englische Humor nicht richtig verstanden. Ohnehin wird der Bronzeguß auch von anderen Bildhauern wie Tony Cragg, Jeff Koons und Barry Flanagan seit geraumer Zeit…