Johannes Meinhardt
Bill Viola: Stations
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 6.6. – 7.7.1996
Lannan Foundation, Los Angeles, 10.7. – 22.12.1996
Stations ist eine Video-Klang-Installation für 5-Kanal-Video-Projektion, in deren Zentrum Unterwasseraufnahmen des menschlichen Körpers stehen. Von der Decke eines weiten, abgedunkelten, offenen Raumes hängen fünf Projektionsleinwände herab, unter denen jeweils eine großformatige, polierte Platte aus schwarzem Granit flach auf dem Boden ruht. Fünf verschiedene Bildsequenzen von Unterwasseraufnahmen des menschlichen Körpers werden auf die Leinwände projiziert. Die Figuren sind durch starkes Seitenlicht angeleuchtet und zeichnen sich deutlich gegen die dunkle Leere des Hintergrundes ab. Wie in einem subjektiven Zeitlupentempo treiben die schwerelosen Körper schwebend im Raum.” Zu hören sind meist nur relativ schwache Wassergeräusche, während die weiß-silbernen Körper wie zart leuchtende Schemen durch das Wasser treiben, sich in langsamen, fast halluzinativen Bewegungen um ihre Achse drehend und sinkend. In dem dunklen Kuppelsaal des Württembergischen Kunstvereins bilden die fünf körperhohen Leinwände mit den ebenso großen Granitplatten davor einen Kreis, in dem nur die Körper und deren Spiegelung im schwarzen Granit sanft leuchten: schon die Lichtregie erzeugt die Atmosphäre einer den Betrachter umschließenden Ferne, eines Sich-Entziehens, das sich rings um den Besucher ausbreitet. Die Körper, die schwerelos im Wasser treiben, ähneln Schlafenden: blicklos, sprachlos, intensionslos, passiv, getragen, fast bewegungslos. Sie bewegen sich nur in einer extrem langsamen, trägen, quasi vegetabilen Weise, die den Betrachter unmerklich in ihre Langsamkeit, Stille, Ausdrucks- und Bedeutungslosigkeit hineinzieht. Diese Körper haben sich des Bewußtseins entledigt und eine tiefe und undurch- dringliche Passivität angenommen; diese Passivität wird wahrgenommen als geheimnisvolle, aber sinnleere Tiefe. Wie…