Andreas Denk
Bill Viola
Stedelijk Museum Amsterdam, NewMetropolis, Rijksmuseum, World Trade Center, Felix Meritis
12.9. – 29.11.1998
Alle Jahre wieder – nicht notwendigerweise zur Weihnachtszeit – wird die Kunstwelt mit einer neuen Großausstellung des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola beschenkt. Nun ist es wieder soweit:
Gleich sechs große Institute in den USA und Europa mußten sich zusammentun, um eine aufwendige Ausstellung zu präsentieren, die mit 20 Installationen, 19 Videobändern und 50 schriftlichen und graphischen Notaten zum Werk einen sehr guten Überblick über das Werk des 48jährigen Künstlers erlaubt.
Auf den ersten Blick besticht – zumindest im Stedelijk Museum Amsterdam – die durchdachte Präsentation der retrospektivartigen Veranstaltung: Trotz fast völligen Dunkels entwickeln sich vielfältige räumliche und inhaltliche Bezüge, die sinnvolle Interpretationshilfen geben.
Zu sehen ist kein “neuer” Bill Viola, aber ein entmythologisierter: Viele Arbeiten der repräsentativen Auswahl sind auch hierzulande – insbesondere aus der Düsseldorfer Präsentation 1994 – gut bekannt. Die Verführung der Retrospektive, der Viola erlegen ist, läßt jedoch die starken und die schwachen Stellen im Ouvre des Amerikaners deutlich erkennen.
Nicht von ungefähr erscheint eine der frühesten eigenständigen Arbeiten Violas in der Ausstellung: Tape 1, ein Band aus dem Jahre 1972, dem Künstler zufolge “an attempt to stare down one’s self image”, charakterisiert nicht nur den Kontext, aus dem Violas Werk entspringt, sondern auch dessen weiteren Verlauf: Wie anderen Künstlern der Zeit galt Violas Interesse zu diesem Zeitpunkt einer “minutiösen” Darstellung von Zeit: Im Gegensatz zur “videotypischen” Neigung der Zeit, eine Situation ereignislos verstreichen zu lassen, läßt Viola dem mitunter quälend langen Nachvollzug zeitlicher Dauer einen…