Bilderstreit
Jürgen Raap im Gespräch mit Dr. Siegfried Gohr
Acht Jahre nach Kasper Königs legendär gewordener “Westkunst” in den Kölner Messehallen wird am selben Ort wieder eine Groß-Ausstellung inszeniert: “Bilderstreit” – ein Aufzeigen von “Widerspruch, Einheit und Fragment in der Kunst seit 1960”. Auf rund 10.000 qm soll die gegenseitige Befruchtung der amerikanischen und der europäischen Kunst-Szene in diesem Zeitraum sichtbar gemacht werden, nicht als Illustration eines “linearen kunsthistorischen Diskurses”, wie der Pressetext betont, sondern als “Darstellung von Erkenntnis”, als “Magnetfeld zentraler künstlerischer Haltungen und Energien, die sich anziehen und abstoßen”. Für das Konzept zeichnen Dr. Siegfried Gohr, Direktor des Museums Ludwig in Köln, und sein Berner Kollege Johannes Gachnang verantwortlich, die architektonische Gesamtleitung liegt beim Niederländer Walter Nikkels.
J.R.: Herr Dr. Gohr, ich möchte die These aufstellen, daß man als Ausstellungsmacher in institutionellen Zusammenhängen immer an ausstellungspolitische Vorgaben gebunden ist. Sie waren früher hier in Köln Leiter der Kunsthalle, deren Programm als “Schaufenster der Kölner Museen” strukturiert ist. Wenn Sie jetzt als Leiter des Museums Ludwig hier Wechselausstellungen organisieren, bedeutet dies unter anderem ja auch für die kunsthistorische und didaktische Zielsetzung, daß der vorhandene Bestand zeitweise ergänzt wird, indem zum Beispiel auswärtige Leihgaben um ausgewählte Beispiele auf dem eigenen Fundus gruppiert werden. Da hier im Museum die räumliche Kapazität für größere Ausstellungen zwangsläufig begrenzt ist, bieten die Messehallen von vorneherein andere Chancen. Werden bei “Bilderstreit” die Messehallen zu einer Art “Außenstelle” des Museums, oder kann man davon unabhängig “Bilderstreit” als “autonomes” Projekt bezeichnen?
S.G.: Natürlich wollen wir die exzeptionelle Situation ausnutzen,…