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Titel: Hot Spot Tropen · von Lukas Bärfuss · S. 126 - 127
Titel: Hot Spot Tropen , 2009

Lukas Bärfuss
Bilderfluch-Karriere

Revolten In Kenya – Eine Anklageschrift

Was braucht es, um aus einem anständigen Menschen ein Monster zu machen? Zornige Empörung, gezielte Manipulation, die Hoffnung auf Belohnung oder ein Gefühl der Unbesiegbarkeit? War, was in Kenya geschah, ein „gewöhnlicher“ Gewaltausbruch nach den Wahlen, eine „gewöhnliche“ ethnische Säuberung, ein „gewöhnlicher“ Auftakt zum Genozid? Den Journalisten lässt sich vorhalten, dass die meisten von ihnen mit ihren Erklärungsmustern – ethnische Differenzen, Unverantwortlichkeit seitens der Regierung – zu kurz gegriffen haben. Das unterstreicht auch Lukas Bärfuss in seinem Text über ein Pressefoto von Revolten in Kenya. Er stellt die Frage, ob Afrikaner zur Demokratie grundsätzlich unfähig sind? Wenn man dem allgegenwärtigen Bilderfluch voller primitiver Bürgerkrieger glaubt, dann ja. Doch der erste und flüchtige Blick trügt und erfüllt nur einen Zweck, so der Dramatiker und Afrika-Kenner Bärfuss: die Macht der Potentaten zu erhalten.

***

Wie kann dieses Bild lügen? Es scheint nicht viele Fragen offen zu lassen, und was noch unklar sein könnte, beantwortet die Bildunterschrift. Es zeigt den Aufmarsch einiger hundert junger Männer, offensichtlich Afrikaner, manche beinahe Kinder. Bewaffnet mit Speeren, Macheten, mit Pfeil und Bogen. Sotik heißt der Ort im kenianischen Rift Valley. Was die Kämpfer zusammengetrieben hat, verrät das Bild zwar nicht. Aber unzweifelhaft sind die Männer Täter, Unruhestifter, Mörder gar, und wenn sie es noch nicht sind, so haben sie sich versammelt, um ebensolche zu werden. (siehe Bild)

Mordlust?

Wir kennen diese Bilder. Wir kennen dieses Afrika. Allerdings bezeichnet dieses Afrika weniger einen Punkt auf der Landkarte als vielmehr einen Ort in der kollektiven Vorstellung,…


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