Shifting Spaces
Teil 8: Puppen Spiel Räume.
Die französischösterreichische Künstlerin Gisèle Vienne
Bildende Kunst, Performing Arts,
Neue Medien und das Theater
Eine Serie kuratiert von Max GLAUNER
Anfang der 1990er Jahre besetzten die Themenräume des russischen Installationskünstlers Ilya Kabakov eine Außenseiterposition im Kunstbetrieb. Inzwischen gehören aufwändige, „totale“ Installationen, so der Titel einer Vorlesungsreihe Kabakovs an der Frankfurter Städelschule 1992 / 93, selbstverständlich in den Kanon der zeitgenössischen Kunst. Die KUNSTFORUM-Serie Shifting Spaces nimmt nunmehr in seiner 8. Ausgabe dieses Phänomen in den Blick, indem sie regelmäßig Künstler*innen in den Fokus nimmt, die zwischen Bildender Kunst und Theater stehen wie die US-amerikanische Video künstlerin Wu Tsang, deren Portrait am Anfang der Reihe stand. Der von der litauischen Künstlerin Lina Leipelytė geprägte Begriff der „Performative Visual Arts“ trägt dem Umstand Rechnung, dass installative Inszenierungen, in denen das Publikum schon beim Betreten aus passiven Betrachter*innen zu Beobach-ter- und Darsteller*innen werden, weder allein in der Bildenden Kunst, noch im Theater beheimatet sind. Sie markieren vielmehr ein Feld dazwischen, die Performative Visual Arts.
Zwei Gründe sprechen dafür, dass sie weiter Konjunktur haben werden. Erster Grund: Die Frage, was erfüllte Gegenwart, Anwesenheit, Präsenz sei, stellt sich im Zeichen digitaler Medien, dem ständigen Zwang zur Selbstdarstellung, einem Leben als andauernde Performanz im Modus der Uneigentlichkeit, immer dringlicher. Die Performative Visual Arts machen hier Angebote, öffnen Begegnungsräume, ermöglichen Erfahrungen ausserhalb der Norm. Zweiter Grund: Ein innovativer Umgang mit den Regeln der Kunst und den Gesetzmässigkeiten des Theaters muss geübt und umgesetzt werden können. Inzwischen ist eine Generation Künstler*innen herangewachsen, die zeitgebundene Aufführungsformate mit…