Silvio Lütscher
Bild und Seele
SEEDAMM-KULTURZENTRUM PFÄFFIKON/SCHWEIZ, 1.-25.9.1988
ZUM GESPRÄCH ADAPTIERTE TEXTE DES AUSSTELLUNGSMACHERS
VON PAOLO BIANCHI
Eine große Gefahr, über Kunst im Kontext der
Psychiatrie zu sprechen, besteht darin, daß wir die Bilder ästhetisch wertschätzen, vielleicht uns noch von der dahinter sichtbar werdenden Psyhopathologie berühren lassen, die Menschen aber und ihre Lebensbedingungen darüber vergessen. Aber die Kunst ist nicht wichtig, wichtig ist das Leben, und Kunst statt Leben ist Betrug. Das Grundbedürfnis der Patienten in den Anstalten, wie übrigens für uns alle, ist nicht Kunst, sondern Raum zum Leben. Raum für ein besseres Leben. Denn es ist erst dieser Raum, der wirklich erlaubt, sich frei auszudrücken, und das heißt Künstler zu sein. Jörg Fricke/Peter Thoma
Wie kam es zur ‘Bild und Seele-Ausstellung’?
S.L.: Im Sommer 1987 bat mich Dr. jur. Jost Gross, Zentralsekretär der Pro Mente Sana, einer Stiftung, die in der Schweiz sehr entschieden die Rechte von psychisch Kranken und Behinderten vertritt, um eine Konzeption für die Ausstellungsgestaltung im Seedamm Kulturzentrum in Pfäffikon SZ. Darzustellen wäre der bildhafte Ausdruck im Grenzbereich zwischen Kunst und Psychiatrie. Erlauben Sie mir, kurz an die Rechte von psychisch Kranken zu erinnern, wie sie die Pro Mente Sana formuliert: “Es ist das Recht auf Eigenständigkeit und menschenwürdige Behandlung. Auf Arbeit und Einkommen, einen angemessenen Wohnraum und auf lebendige und erfüllte Beziehung.” Im Laufe der Ausstellung wurden dann von deutscher Seite, von zwei Professoren für ästhetische Kommunikation, zwei weitere Rechte ausgesprochen. Prof. Jörg Fricke und Prof. Dr. Peter Thoma forderten das Recht auf eine eigene Kultur und auf eine aktive…