Rainer Metzger
Bilanz der Münchner »Open Art«
(10.9.-12.9.93)
Die bisher meisten Besucher am in den Freitag vorverlängerten Wochenende, das bis dato am besten organisierte Fest am Samstagabend und die unterhaltsamste Diskussionsrunde am Sonntagvormittag: diese drei Posten machen fürs erste die Habenseite der diesjährigen, der vierten »Open Art« aus, der gemeinsam zelebrierten Saisoneröffnung der Münchner Galerien. Weniger Interessierte aus anderen Städten und geringere Umsätze stehen dem, ebenfalls fürs erste, gegenüber. Die Stimmung aber war insgesamt merklich entspannter. Und das Buhlen um Lob, das besonders die Podiumsgespräche bisher sich allzu unüberhörbar um München drehen ließ, räumte diesmal der offenbar überörtlich fremd gewordenen Gestalt des Sammlers den Platz. So befragte ein Profi, Alfred Biolek, vier von dieser entrückten Spezies (Ingvild Goetz aus München, Hans Grothe aus Bremen, den siebzehnjährigen Cornelius Tittel aus Haan und Helmut Zambo aus Düsseldorf) sowie einen Künstler in Person von Günther Förg. Wenn sogar die Metropolen ins Provinzielle absinken und etwa die Kölner Szene nach dem kapitalen Charme eines wiedererstarkten Berlin schielt, dann kann die bayerische Landeshauptstadt langsam stolz werden, das zu sein, was sie die letzten Jahrzehnte immer war: ein Mittelzentrum der Kunst.Für die Infrastruktur wurde mittlerweile in der Tat etwas getan. Am Anfang, 1989, hat die »Initiative von Münchner Galerien zeitgenössischer Kunst« mit Faltblatt und »Open Art« nur nachvollzogen, was andernorts vorexerziert war. Daraus entwickelte sich seither zumindest vor Ort ein eigenes Publikum. Wichtige Hebammendienste leistete im letzten Jahr die »Süddeutsche Zeitung« mit ihrer etwas zu penetrant bodenständigen Berichterstattung. Das Haus- und Besprechungsverbot, das die Galeristen daraufhin gegen das…