Susanne Boecker
»Biennalen im Dialog«
Internationale Konferenz in Kassel, 3. – 6. August 2000
Der Westen beginnt zu wackeln. Ein regelrechter Boom von “Biennalen” katapultiert derzeit das bis vor kurzem noch sicher auf “westlichem” Terrain verankerte Karussell periodisch stattfindender internationaler Großausstellungen heraus in den globalen Raum: Dakar, Shanghai, Moss, Montréal, Taipeh, Lima heißen die neu hinzugekommenen “Spielstätten” – um nur einige zu nennen. Weltweit grassiert ein regelrechtes “Biennale-Fieber”, das Kuratoren, Künstler (und letztendlich auch das Publikum) vor neue Probleme stellt. Bedeutet die globale Ausweitung des Ausstellungsbetriebes aktueller Kunst doch einen Quantensprung im bislang halbwegs überschaubaren Kunstgeschehen – mit noch nicht absehbaren Konsequenzen für Produktion, Rezeption und Vermarktung. René Block, künstlerischer Leiter der Kunsthalle Museum Fridericianum und als Kurator verschiedener Biennalen mit der Problematik bestens vertraut, erkannte die Zeichen der Zeit und initiierte in Kassel gemeinsam mit dem Institut für Auslandsbeziehungen den “Auftakt zum globalen Gespräch”. Der Gesprächsbedarf war offenbar groß, denn seiner Einladung folgten fast vierzig Biennale-Kuratoren, Organisatoren und Künstler aus aller Welt. Vier Tage dauerte der intensive Austausch. Nach zweitägiger Klausur verkündete René Block das Ergebnis der internen Gespräche: den Beschluss, in einem regelmäßig agierenden “Biennalen-Komitee” zusammenzuarbeiten, schließlich gelte es “Qualitätsmaßstäbe” festzusetzen.
In dem anschließenden Sym.posium diskutierte man dann vor Publikum verschiedene Aspekte, wobei schnell klar wurde, dass sich Voraussetzungen, Vorgaben und Zielsetzungen der Biennalen (noch) stark unterscheiden. So etwa in der Bewertung des “Standortfaktors”. In Peru betrachtet man die Biennale als wirksames Mittel, um die politische Öffnung des Landes zu signalisieren, während sie im senegalesischen Dakar als Investition zur Herausbildung des…