Biennalen – der zentrale Ort für das Verständnis von Kunstwerken
Ein e-mail-Gespräch mit den Herausgeberinnender Publikation „The Biennial Reader“
von Susanne Boecker
Ein Jahr nach der großen Biennalen-Konferenz in der norwegischen Stadt Bergen haben die Organisatorinnen Elena Filipovic, Marieke van Hal und Solveig Øvstebø die große Publikation „The Biennial Reader“ vorgelegt. Ursprünglich nur als Dokumentation der Konferenz geplant, wurde das Buchprojekt ausgeweitet zu einer umfassenden Anthologie zum globalen Phänomen der Biennalen. Sie enthält grundlegende, bereits publizierte Texte sowie eigens für die Publikation verfasste Essays führender Kuratoren, Kunstkritiker und Theoretiker. Gegliedert ist der „Reader“ in die Schwerpunkte „Geschichte, Vorläufer, Ursprünge“, „Potenziale, Funktionen, Ideale“, „Das Kuratorische“, „Modelle und Formate“ sowie „Die Politiken der globalen Kunstwelt“. Anlässlich der Veröffentlichung führte Susanne Boecker via E-Mail ein Interview mit den Herausgeberinnen.
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Warum sind Biennalen Eurer Meinung nach so wichtig? In Euren Vorwort schreibt Ihr, die Zukunft der Kunstgeschichte hänge von ihnen ab.
Die Kunstgeschichte wurde lange Zeit auf Basis der Analyse individueller, autonomer Werke geschrieben. In den letzten Jahren haben Geisteswissenschaftler jedoch erkannt, dass diese Geschichtsschreibung auch die Analyse des Kontextes mit einbeziehen sollte, in dem die Werke gezeigt werden. Denn der geopolitische, institutionelle, diskursive und räumliche Rahmen um das Kunstwerk ist niemals neutral, sondern trägt zu möglichen Lesarten und Interpretationen bei. Diese Verschiebung erfordert eine Revision unserer Art über Kunst nachzudenken – nicht nur darüber, wie Kunst heutzutage entwickelt und rezipiert wird, sondern auch darüber, wie ihre Geschichte geschrieben werden kann. Ganz egal, wie nun jemandes Meinung oder Position zur Biennale ist: Biennalen sind innerhalb nur…