Manifesta 6
Die Ansprüche an die sechste Ausgabe der europäischen Wanderbiennale waren hoch. Eine besondere Manifesta sollte es werden, eine, die mit den Konventionen internationaler Großausstellungen bricht und etwas Neues, Anderes wagt. Doch daraus wird nun nichts: Die für den Herbst geplante Ausstellung wurde kurzfristig abgesagt. Für die Schau zeitgenössischer Kunst, die diesmal im zweigeteilten Nicosia auf Zypern stattfinden sollte, hatten die Kuratoren Mai Abu ElDahab, Anton Vidokle und Florian Waldvogel unter Berufung auf die grundsätzlich offene Struktur dieser Biennale ein neues Konzept entwickelt: “The complexity of Cyprus and Nicosia – a culturally and politically divided site, geographically isolated and located closer to the Middle East than to Europe – creates a unique opportunity to revisit the original mandate of Manifesta and to re-think its form and functions.” Die Idee war. die Manifesta verstärkt zum Katalysator für die kulturelle Produktion, die Kultureinrichtungen und den Diskurs in der Region zu machen. Nach dem Vorbild des legendären Black Mountain College, das in den 1930er bis 1950er Jahren ein verschlafenes Nest in Nord Carolina zum Zentrum der amerikanischen Kulturproduktion katapultiert hatte, wollten die Kuratoren in Nicosia eine experimentelle Kunstschule eröffnen: “The school, bi-communal and international in composition, will be formed around a site-specific exhibition materialized through short and long-term residency programs resulting in a production of a number of new works and events in Nicosia, and may go on to become a permanent institution.”. Noch Ende Januar dieses Jahres hatten die Kuratoren zum gemütlichen “Coffe Break” nach Nicosia geladen. Vor Ort stellte…
