Uta M. Reindl
Biennale de L´image
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
12.5. – 12.6.1998
Von sehr kurze Zeiträume”, ein Zitat aus dem Eingangskapitel des “Ulysses”, betitelt die neue Biennale in Paris. Fotografie, Video- und Diaprojektion, Kinematografisches und CD-Rom-Produktion gehört zum Spektrum, und rund 50 Künstler – alle unter 35 Jahre – nahmen an der Premiere teil, die in der staatlichen Kunsthochschule am Seine-Ufer mitten in Paris stattfand. Bemerkenswert vielfältig und erfreulich wenig modisch war die Auswahl der Arbeiten, international auch die Teilnehmerliste mit Vertretern aus fünfzehn Nationen.
Mit ihrer präzisen Video-Installation “Roll I, Roll II” von 1997 berührt Fiona Tan sehr Existenzielles, dabei ist nur der über eine scheinbar fallende Fläche wirbelnde Frauenkörper zu sehen, als würde er – dem beliebten Kinderspiel gleich – eine Sanddüne hinabrollen. Die Arbeit der in Indonesien geborenen Tochter einer australischen Mutter und eines chinesischen Vaters will die interkulturelle Identitätsfindung als “Trans-Identität” visualisieren, sie hat eine intensive Metapher für den lebenslangen Grenzgang zwischen Bewegung und Ruhe geschaffen. Die Multimedia-Installation der Spanierin Eulàlia Valldosera bewegt sich auf dem Grenzgang zwischen Schein und Sein. Stabile Beamer und mobile Projektoren “werfen” in der raumgreifenden Installation Bilder an die Wand und auf Gegenstände, anthropomorphisieren letztere als Schatten zu Statisten des dramatischen Geschehens.
Surreale Inszenierungen vor der Fotokamera präsentierte der Belgier Patrick Everaert, das Schweizer Geschwisterpaar Claudia & Julia Müller setzt sich selbst in einer bizarren Video-Montage aus halbbiographischen Flashes in Szene. Scheinbar Privates inszeniert die Belgierin Imogen Stidworthy mit ihrem Vater auf der einen Seite der Doppelprojektion nackt auf einem Stuhl sitzend vor…