Claudia Posca
Biennale an der Ruhr 1988
Zum innovativen Realismusbegriff und seine Folgen
Städtische Galerie Schloß Oberhausen, 14.10.-27.11.1988
Seit sechs Jahren gibt es die Biennale an der Ruhr. Ins Leben gerufen wurde diese, im zweijährigen Turnus stattfindende Gruppenausstellung erstmalig 1984 als Forum für aktuelle Kunst und entstanden war das dazugehörige Ausstellungskonzept im Sinne einer Fördermaßnahme für Ruhrgebietskunst. Gleichzeitig sollte hier das spezifische Erscheinungsbild der Ruhrgebietskunst dargestellt werden bzw., falls eine solche Homogenität nicht vorhanden sein sollte, infragegestellt werden.
Das aber provoziert bis heute vielerlei Fragen, die weit über das handhabbare Maß einer solchen Ausstellungspolitik hinausweisen: Was ist unter Ruhrgebietskunst zu verstehen? Läßt sich Kunst als Ruhrgebietskunst definieren aufgrund ihrer regionalen Ortsansässigkeit? Oder gibt es thematische bzw. inhaltliche Gründe nach denen Künstler zur Teilnahme an der Ruhrgebietsbiennale nominiert werden? Wie immer auch diese sich stellenden Fragen beantwortet werden, sie können und sollten nicht hierarchisch gewichtet werden, es sei denn, man nimmt die Gefahr einer normierenden Setzung und einer verfälschenden Eindeutigkeit in Kauf. Andererseits ist diese ambivalente Transparenz des Ausstellungskonzeptes ebenso einer Kritik ausgesetzt, die ihr Beliebigkeit und Subjektivismus vorwirft und in der dynamischen Offenheit überprüfbare Kriterien und normative Orientierungen vermißt. So ist wohl auch der für die Biennale an der Ruhr 1986 gewählte Ausstellungstitel “Reibungen” vor diesem Hintergrund zu verstehen und gilt gleichermaßen, wenn auch nicht explizit wiederholt, für die diesjährige Biennale an der Ruhr.
Was die Biennale 1988 konzeptuell von ihren Vorgängerinnen unterscheidet, ist der Diskurs zum Thema Realismus in der bildenden Kunst, der die Organisation der Biennale zukünftig wohl auch mit dem benachbarten Ludwig-Institut…