Hajo Schiff
Beyond Melancholia
Museum für Völkerkunde und Sammlung Reinking, Hamburg, 15.6. – 28.9.2014
Wie ein toter Wal liegt kieloben ein geteertes Boot im Zentrum des dunklen Raumes, dahinter die Farbexplosion eines meterlangen Großgraffitis des Hamburger Sprayers DAIM. Und über allem erklingt getragen ein „Ave Maria“. Was für eine Art von Ausstellung ist das denn? Ein irisches Ruderboot und Fragmente einer mongolischen Jurte, figürliche Gemälde von jungen Künstlern wie Michael Schmeichel oder Dimitris Tzamouranis: Mit insgesamt nur neunzehn Objekten und Bildern beginnt hier eine siebenteilige Reihe, die zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Rik Reinking mit Museumsobjekten in direkten Dialog bringt. Das irritiert gleichermaßen die auf Exotisches abonnierte wie interkulturelle Begegnung erwartende Stammkundschaft des Völkerkundemuseums, aber auch die Freunde aktueller Kunst.
Die Methode ist nicht neu. Schon länger wird die Frage diskutiert, ob die Dinge der Ethnologie eigenständige Kunstwerke sind oder vor allem didaktisch aufzubereitendes Material. Schon länger gibt die es afrikanische Masken auf der Art Cologne und aktuelle Kunst im Völkerkundemuseum. Auch in Rik Reinkings Sammlung selbst gibt es Ethnologica, wie derzeit in der Bremer Weserburg zu besichtigen. Und die aktuelle Berlin-Biennale hat mit gutem Ergebnis erstmals ihren Schwerpunkt in die Berliner Ethnologischen Sammlungen verlegt. Hier aber geht es weniger um die Thematisierung einer Kunst ohne Grenzen oder um Ausstellungsmethoden als Metatext, hier zählt die unmittelbare Begegnung mit dem Objekt. Sei es das indische Hinterglasbild eines Prinzen oder ein Schablonen-Graffiti von Street-Art Legende Banksy: Im direkten Vergleich wirken beide gleichermaßen melancholisch.
Es ist nicht leicht, gegenüber der ursprünglichen Kraft der Dinge und Bilder die…