BEWIRTUNG
< Bankette > Kneipen, Restaurants
Im Sommer 2001 beteiligte sich der Maler Johannes Hüppi an der Reihe “Positionen zur Malerei” im Ausstellungsraum Münster. Als Motiv für die Einladungskarte hatte er ein Bild mit einer Kellnerin ausgewählt: Sie trägt mit der linken Hand ein Tablett, auf dem man zwei volle Biergläser und eine Flasche mit schief aufgesetztem Korken sieht. Die rechte Hand ist abwehrend in Richtung Betrachter ausgestreckt, als ob sie sich Bahn schaffen oder die Balance halten will. Es ist eine Geste, mit der man normalerweise auch eine unerwünschte Ablenkung von sich weist: Die Kellnerin konzentriert sich gerade auf die Bedienung des Tisches, den sie mit den Getränken ansteuert, während man ihr gleichzeitig von den anderen Tischen zuzurufen scheint: “Zahlen bitte!” – “Für uns auch noch zwei Bier!”
Kellner werden in der Regel schlecht bezahlt, und so trifft man heutzutage in der deutschen Gastronomie, ob Steakhaus oder Künstler-Café, selten auf versiertes Personal, das die Hotelfachschule absolviert hat. In sommerlichen Biergärten schleppen studentische Aushilfskräfte lauwarm-schales und halb verschüttetes Bier heran, nur noch übertroffen von jener Muffligkeit, an die man sich beim Gastronomie-Personal in der Ära des einst “real existierenden” Ostblock-Sozialismus erinnert.
In der Stuttgarter Szene-Kneipe “Amadeus” können Besitzer eines mobilen Telefons sich das lästige Warten ersparen, dass endlich jemand am Tisch erscheint, um die Bestellung aufzunehmen: Man sendet einfach eine SMS mit einer Codenummer von der Speise- und Getränkekarte an die Kasse und bekommt prompt sein Viertele Trollinger serviert. Sicherlich wird man bald auch in anderen Etablissements per Handy Bier und Räucherlachs auf Toast…