Beutezüge im Bodensatz der Wissenschaft
CHRISTIANE FRICKE IM GESPRÄCH MIT BEA EMSBACH
Christiane Fricke: Sie wurden 1965 in Frankfurt geboren und träumten als Kind davon, Astronautin zu werden. Nach Ihrem Abitur haben Sie sich aber dann zunächst für eine bodenständige Handwerksausbildung in der Buchbinderei entschieden. Seit 1991 studieren Sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach u.a. bei Manfred Stumpf, zuletzt bei Adam Jankowski. Vor kurzem haben Sie Ihr Diplom gemacht. Daß Sie zu Beginn Ihres Studiums noch in Erwägung gezogen haben, Biologie zu studieren, unterschlägt Ihr Lebenslauf, ist aber essentiell für die Ausprägung Ihrer Bildwelt. Sie hatten damals einen Studienplatz in Heidelberg und wußten bereits, daß Sie über die Molekulargenetik einmal in die Tumorforschung gehen wollten. Erst als Sie sich vorstellten, daß die Forschung Sie einmal zwingen würde, das Zeichnen aufzugeben, haben Sie sich klar für die Kunst entscheiden können. Ihr bisher vorgelegtes zeichnerisches Werk macht nun deutlich, daß Sie Ihr mit Leidenschaft verfolgtes Interessengebiet keinesfalls losgelassen hat. Auf hunderten von DIN A4-großen Blättern produzieren Sie immer wieder neue Varianten von seltsamen Mischwesen aus Pflanze und menschlicher Kreatur, von hybriden Geschöpfen, die rätselhafte Gefäße und Organe ausbilden, von Fehlzüchtungen aus Pflanze und Mensch. Sie kreieren angstbesetzte, phantastische Visionen einer entarteten Biotechnologie.
Bea Emsbach: Der Prozeß, wie ich zeichne, hat etwas vom Organischen, vom Organisieren von Pflanzen, vom Verdichten, Innendruck schaffen, Wuchern lassen. Meine Bilder entstehen aus einem Arbeitsprozeß heraus. Sie kommen aus dem Zeichnen, aus dem ständigen Kreisen um ein Thema. Ich sehe darin eine Art Mythenbildung mit Hilfe von Bildern, die…