Peter Funken
Bettina Munk
“Hamburg – Spanien / Die Reise”
Gelände des Görlitzer Bahnhofs, 8.-23.10.1988
Das Gelände des alten Görlitzer Fernbahnhofs in Berlin ist ein Ort des Umbruchs. Die breite, kilometerlange Schneise wird zum Park umgebaut, ist aber bis heute ein ruinöses Bahngelände, auf dem nur ein einziges Lagerhaus steht. Unter diesem Gemäuer liegt ein Keller, in dem Bettina Munk (1960 geboren) eine Installation, ein Kunstwerk der Erwartung, errichtet hat. In ihrem Projekt “Hamburg – Spanien / Die Reise” verläßt sie sich nicht auf das geschichtsträchtige Ambiente des Ortes, sondern benutzt die Katakombe als bloße Raumvorgabe für ihre “gängige” Ausstellung. Trotzdem verweist der Gehalt ihrer Installation auf Erinnerungswerte und nostalgische Zusammenhänge. Das bemerkt man schon beim Antritt der “Reise” im Entree, wo sentimentale Lieder von Hans Albers in die richtige Abschiedsstimmung versetzen sollen. An der Kasse/Schalter löst man ein Ticket. Es bleibt dann immer noch genug Zeit für einen Drink, denn jeder betritt die Ausstellung allein. Durch dies kleine Ritual des Wartens steigert sich die Spannung, und man ist überrascht, plötzlich ganz alleine im ersten Kabinett zu stehen. Einziges Objekt in dem halbdunklen Raum ist eine gerahmte, effektvoll inszenierte, kleine Luftaufnahme von Hamburg, die auf einem schlanken Sockel steht.
Der Weg durch die Ausstellung ist determiniert, denn die Türen zwischen den Räumen öffnen sich nur in eine Richtung. Man gelangt nun in einen engen, weißen Zickzack-Gang, dessen Ende nicht abzusehen ist. Knapp über dem Boden angebrachte Neonröhren erzeugen hier eine eisige Helligkeit, die sich von Abschnitt zu Abschnitt verstärkt. Die nächste Türe führt zu…