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Ausstellungen: Köln · S. 356 - 357
Ausstellungen: Köln , 1991

Jürgen Kisters
Bettina Gruber

»Der bedingte Blick«
Videoinstallation

Museum Ludwig, Köln, 13.10. – 8.11.1990

Unser Blick, so frei schweifend und voraussetzungslos er auch erscheint, trifft ständig auf andere Blicke, auf Hindernisse und auf die Dinge der Umgebung. So glaubt der gewöhnliche Mensch, lediglich einen einzigen Blick zu haben, der immer gleich und allenfalls von der Güte seiner Augen abhängig ist. Dieser Blick wird als unabhängig vorgestellt, einzig gebunden an den Wunsch des Betrachters, auf ein bestimmtes Motiv zu schauen. Schon der beiläufige Blick wird gemeinhin unterschlagen; erst recht aber die Tatsache, daß jeder Blick in einen Raum, auf einen Gegenstand oder Körper und in die Augen eines anderen Menschen diese erkennt und prägt, wie er im gleichen Moment von diesen erkannt und geprägt wird. Aus diesem vielfach verflochtenen Wechselspiel kommt niemand heraus.

So zeigt die Kunst in zahlreichen Arbeiten, daß Betrachtungsweisen sich verändern, Blickwinkel und Perspektiven wechseln und die scheinbar alltäglichen Gegenstände, Ding-Zusammenhänge und Blicke plötzlich neue Bedeutungen erlangen. Der Blick ist nichts, das ein für allemal feststeht und wie eine Knopfdruckfunktion von vornherein da ist. Er ist immer ein “bedingter Blick”, indem er erst gemacht wird: über unser Verhältnis zu den Dingen und das Einnehmen bestimmter Standpunkte. Der Blick unterliegt (gesellschaftlichen, sozialen, seelischen) Bedingungen, und er hat eine Geschichte.

Bettina Gruber hat diesen Problemkreis in einer anspruchsvollen Videoinstallation verarbeitet, die sich im Kölner Museum Ludwig mit den dort befindlichen Prominentenportraits des Malers Gerhard Richter auseinandersetzt. Die 48, in photorealistischer Exaktheit gemalten männlichen Geistesgrößen unserer Kultur werden von ihr zum Anlaß genommen, sich mit den…



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