Didier Bay
geb. 1944, lebt in Paris
Didier Bay
Besondere Allgemeinheiten
Das Medium Schrift
Was D. B. im Gebrauch der Schrift veranschaulicht, das ist weniger ein reines technisches Phänomen der Vermittlung wie es McLuhan unterstreichen könnte, sondern viel mehr ein sozio-kulturelles Phänomen.
Nämlich, ob denn die Schrift gleichermaßen ein Kode der Übertragung wie der Erfindung ist, der aus der gesprochenen Sprache hervorgegangen ist, deren geschichtliche Durchsetzung bei den Franzosen (wir verlassen McLuhan) weit von einer unparteiischen “universellen Natur” entfernt ist, die man uns einreden wollte, oder ein rein ‘technologisches Phänomen. D. B. trifft sich in seinem Unbehagen mit einer kleinen Anzahl von Zeitgenossen – die bisweilen der Fortschrittsfeindlichkeit geziehen werden, die unter dem Joch der “toten” französischen Sprache stöhnen, die uns auferlegt worden ist und in der gerade die Schrift eine wichtige Rolle gespielt hat.
(Vgl. Parler croquant.* C. Duneton)
Das “Fränkisch” der Kapetinger-Könige in der Ile de France breitet sich im Mittelalter aus und wird offizielle Sprache der Rechtsgelehrten, wie auch die Sprache des Hofes, der Elite. Die Druckkunst am Ende des 15. Jahrhunderts brachte eine Zwei- und Dreisprachigkeit der Schreiberlinge und Bürger mit sich, denn es galt, Französisch zu beherrschen, aber auch das Latein, das in den Wissenschaften dominierte, und schließlich den regionalen Dialekt. Also bildete sich die französische Sprache offensichtlich über dem Volke heraus, und Persönlichkeiten wie Montaigne, vor allem aber Rabelais, bewahren die Spuren dessen, was ein lebendiges Französisch war, bevor es unter Richelieu endgültig eine Sprache sozialer Unterdrückung wurde (1635 Einrichtung der Académie Française), wobei Malherbe mitwirkte. Hatte sich Calvin durchsetzen…