Stephan Maier
Bertram Hasenauer
Der enigmatische Realismus
Wenn ich nur meiner Erregung folge, schleudere ich dein Auge quer hin. Wenn ich um deinen Blick das ganze, unendliche Netz der kleinen blauen und braunen Flecke webe, die dort sind, die sich miteinander verbinden, dann werde ich dich auf meinem Bilde blicken machen, wie du blickst“,1 bemerkte Paul Cézanne bereits beim Aufbruch in die Moderne, und im Hinblick auf die spätestens seit Dürer heraufreichende Gattung der sogenannten Portraitmalerei. Um beinahe im selben Pinselstrich und unter dem Eindruck der Benjaminschen „technischen Reproduzierbarkeit“ der Epoche und deren Tatíscher „Rapidité“ in prophetischer Vor(aus)sicht hinzuzufügen: „Man muss sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet.“2
Wie aber heute, wenn sich das ureigenste Anliegen der Kunst des Portraitierens, die ein-eindeutig zuordenbare und zugewiesene Persönlichkeit in ihrer Einmaligkeit verheißenden Identität, in einer zusehends unübersichtlich werdenden Welt der freien Zugänglichkeit und der jederzeitigen Verfügbarkeit im wankelmütigen Zustand der Auflösung und Auslöschung begriffen sieht? Und der Mensch – respektive das Bild(nis), das er von sich und all den Anderen machen will – auf die medialen Streckbänke von Beauty Bitch und Beauty Contest, von Photoshop und Fotografikern gezurrt scheint?
Die so gegenstandsbesetzt wie körperbezogen daherkommenden Malereien des Berliner Künstlers Bertram Hasenauer markieren und definieren im entgrenzten Feld von Bild und Bildnis, und deren aktueller Möglichkeiten und Wirkungsweisen einen klar umrissenen Standpunkt. Im Fokus seiner Bildschöpfungen steht, neben der Gruppe der klassisch anmutenden Landschaftsdarstellungen, von Wald- und Wiesenstücken unbekannter Provenienz und den neuartigen, kryptischen Datums- und Schriftbildern, ganz zweifelsfrei die menschliche Figur. Und wie…