Marius Babias
Bernhard Striebel
Galerie Anselm Dreher, 10.2.-25.3.1989
Wie so oft in Berlin setzt sich eine Kunst, die konzeptueller und reflektorischer Akzeptanz bedarf, nur langsam durch. Im Falle Bernhard Striebels, der im Bundesgebiet u. a. durch seine Teilnahme an der WORTE-Ausstellung in München vergleichsweise bekannt ist, in Berlin aber, obwohl hier lebend und arbeitend, fast unbemerkt bleibt, ist das nicht anders. Früher oder später landen alle, die konzeptuelle Felder beackern, bei der Galerie Anselm Dreher.
Striebels aktuelle Exponate bei Dreher haben im Vergleich zu der Ausstellung in der Galerie Vayhinger in Radolfzell 1987 weniger einen installativen und inszenatorischen als vielmehr Tafelbildcharakter. Dies liegt zum Teil sicherlich an der Ausstattung der Räume der Galerie Anselm Dreher mit Rauhfasertapeten, über die Reiner Ruthenbeck schon geklagt hat, sie seien als Träger für Kunstwerke zu aufdringlich. Bei seiner Arbeit “Verglasung” hat Striebel auf zwei weiße Sperrholzflächen, die hinter den Glasscheiben direkt an die Wand angebracht gehört hätten, verzichtet, wohl deshalb, weil die punktierte Reliefstruktur einer Rauhfasertapete einen zu starken Kontrast zu einer glatten Sperrholzfläche bietet. Die schematische Intentionalität der “Verglasung” wird aber auch ohne dieses Element deutlich, nämlich die räumliche Distanz zwischen Glasscheibe, die in einem etwa 10 cm großen Abstand von der Wand weg installiert ist, und Wand selbst als eine begriffliche Distanz zu begreifen. Die durchsichtigen Glasscheiben, vielmehr müssen beide Scheiben als nur eine einzige, die allerdings unterbrochen ist, verstanden werden, sind gleichsam der Definitionsrahmen für eine potentielle Bilderhängung. Wand und Wandobjekt, Wand als Präsenz und Glasscheibe metonymisch als Absenz intendiert, definieren das Schema ihrer…