Bernhard Prinz
Als »Zwei Allegorien« apostrophiert Bernhard Prinz die beiden rätselhaften Bildnisse. Warum rätselhaft? Stimuliert allein der Titel diese Stimmung? Ohne Titel würden wir die beiden großformatigen Fototafeln wohl als Porträts bezeichnen. Betrachten wir sie aber genauer, erweist sich diese begriffliche Definition als ausgesprochen unangemessen. So verraten die Abbilder zweier weiblicher Figuren über deren Persönlichkeit gar nichts. Wie immer wir auch das Selbstverständnis der Porträtkunst einschätzen, wie skeptisch wir auch ihrem Anspruch gegenüberstehen mögen, den Charakter oder die Seele der Konterfeiten zu enthüllen – nichts deutet in Bernhard Prinz’ Aufnahmen darauf hin, daß der Autor solcher Art Ehrgeiz hatte. Seltsam unnahbar, als seien es sphärenhafte Geschöpfe, nicht von dieser Welt, treten sie vor uns in Erscheinung, buchstäblich als Erscheinungen. Andererseits stellen sie, wie wir auf den zweiten Blick unschwer feststellen können, überhaupt nicht den Mittelpunkt der Bilder dar, vielleicht noch nicht einmal die Hauptsache. Sie geben den Hintergrund ab für plastische Gebilde aus Holz ohne ausdrücklichen Gegenstandsbezug, es sei denn den als autonome Kunstobjekte, die entfernt an Musikinstrumente, auch an Gefäßfragmente erinnern. Bernhard Prinz ist Bildhauer, kein Fotograf, dennoch ein Künstler, der das Medium Fotografie als selbstverständlichen Teil seiner künstlerischen Praxis begreift. Doch ist er weder ein fotografierender Bildhauer noch ein bildhauernder Fotograf. Die mädchenhaften Erscheinungen und die plastischen Werke gehen in seinen fotografischen Bildern eine Symbiose ein, wiewohl sich ein rationaler Sinnzusammenhang nicht ergibt. Dadurch erhalten die Aufnahmen ihre geheimnisvolle Spannung. Die Bildwelt von Bernhard Prinz ist fiktiv. Sie speist sich aus der Quelle der Kunst. Infolgedessen gemahnen auch die…