Bernhard Prinz
VON DORIS VON DRATHEN
Ist es Glück oder Unglück für einen Künstler, wenn das Thema jahrelanger starrköpfiger Forschung mit einem Schlag zum Trend erklärt wird?
“Das Erhabene ist in Mode”, so eröffnet Christine Pries ihre große Abhandlung und Textsammlung “Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn” (Das Erhabene, VCH, Weinheim 1989) und legt dar, daß nach der Postmoderne überall gleichzeitig in Europa, und zwar querbeet in der Presse, in der Literatur, Musik und neuerdings eben auch in der Philosophie, “le sublime” – wie es Lyotard, Nancy und ihre Kollegen nennen – Hochkonjunktur hat.
Seit mehr als zehn Jahren, seit er in einer seiner ersten Arbeiten sein Selbstportrait zwischen die beiden Fragen stellte: “Ist es Schwäche? – Ist es Tugend?” arbeitet Bernhard Prinz an den Faszinationsstrukturen des Erhabenen, kämpft sich ab an solchen Tabus wie Moral, wie Prächtigkeit und Würde, an abgetakelten Werten wie Reinheit, Treue, Wahrhaftigkeit, an traditionellen Riten und Feierlichkeiten wie Erntedank. Da wagt er es, nach solchen vergessenen Darstellungsformen wie Allegorie oder allegorischer Handlungsmaxime zu fragen, nimmt es auf sich, als unzeitgemäß da zu stehen, als barock mitten im Minimal – und da wird das Erhabene so populär, daß eine große Wochenzeitschrift zu Politik und Zeitgeschehen (Spiegel, 14/1990, S. 264 ff.) das Interesse an diesem Phänomen und das neue Bedürfnis danach als Trendthema bringt.
Die Arbeiten von Bernhard Prinz allerdings wären nicht interessant, wenn sie tatsächlich nur eine Auseinandersetzung mit den ästhetischen Strategien des Erhabenen wären. Ganz offensichtlich operiert Prinz mit dem ganzen Register von Präsentation, Faszination und Verführung, aber er zeigt diese Mittel…