Gabriele Beßler
Bernhard Joh. Blume
»Sakrale Kunst«
Ernesto und Krips, 17.11.-31.12.1989
Man kennt Bernhard Johannes Blumes Hang, das Heilsgeschehen der Gegenwart, die Mythen und Glaubensmechanismen des Katholizismus allzu wörtlich zu fassen, sie im Strahlenglanz banalster Glorifizierungsattribute erscheinen zu lassen. Diese Trivialisierung des Metaphysischen war bisher in ihrer Schonungslosigkeit entlarvend. Indessen scheint in Blumes Denken und der künstlerischen Umsetzung im Verlauf der letzten 20 Jahre, seit die Gleichsetzung des Gottesbegriffs mit einem Teller die Gemüter bewegte, keine nennenswerte Veränderung eingetreten zu sein. Wie sollte es auch, hat sich an der Struktur der Kirche und ihrem Vokabular, mit der sie ihre Gläubigen bei Laune zu halten versucht, ebensowenig fortentwickelt. Nun, daß sich die Kirche diesen Stillstand erlaubt, ist schlimm genug, aber muß ihr Blume unbedingt nacheifern, sie im Wiederkäuen von Eigenzitaten und im Aufdrängen starrer Glaubensbekenntnisse und einfachster ‘Gleichnisse’ gar übertrumpfen wollen? Angesichts eines bunten Reigens alter und neuer ideoplastischer Bilder und mit einiger Irritation zur Kenntnis gelangender (ideo-?)plastischer Stahlrohrgebilde mit dem Titel “Sakrale Kunst” gerät der Verdacht leider schnell zur Gewißheit. Mit in altbewährter und oft bemühter Kuschlichkeit zusammengezimmerten und aus ihren vorherigen Zusammenhängen herausgelösten 50er- Jahre-Mobiliars – wie “Tapetentbild”, eine Ikone der ‘sozialen Plastik’ von 1974 – laufen sich philosophische Seinsfragen und abgestandene Allgemeinplätze den Rang ab. “Zeichnungen und Zeichen” werden dargebracht auf dem Altar des alles schluckenden Kunstmarktes. Hier schenkt man sich nichts, und es wird einem auch nichts geschenkt. Zwei Zyklen mit jeweils etwa 30 alten und neuen Zeichnungen, Gold oder Silber auf schwarzem Grund, nehmen wortwörtlich, was keinerlei Sprengkraft mehr…