Uta M. Reindl
Bernhard C. Striebel
Galerie Conrads, 16.1. – 13.3.1990
Gleich dem Eingang gegenüber ein Doppelporträt von Adorno und Wittgenstein in Schwarz-weiß-Aufnahmen; ihre Köpfe liegen sozusagen “Backe an Backe” aufeinander. Was verbindet die beiden miteinander, vor allem mit dieser Ausstellung? Im anderen Raum provoziert “Marcel”, die Intarsien-Schrift auf einer Holzplatte hinter Glas, weitere Spekulationen über die kunsthistorische und literarische Anspielung: Marcel Duchamps oder Proust? Derartig analytische Herangehensweisen an die Arbeiten Bernhard C. Striebels (1953) allein brächten den Betrachter um den Hauptgenuß und -gedanken der Ausstellung: um das Spiel mit dem Sehen. Dabei gibt der studierte Philosoph kokett an, “kein Fan von Wittgenstein” zu sein, und seine Arbeit hier intendiere “keinerlei Inhaltlichkeit”.
Konkret auf die Wahrnehmungsprozesse richtet sich die speziell für die Ausstellung bei Conrads gefertigte dreiteilige Fotoarbeit “Passage” (1989), die auf feuerrotem Grund Schwarz-weiß-Aufnahmen darstellt. Diese zeigen – steht man direkt vor ihnen – die bis zur diffusen Verschwommenheit aufgeblasene Vergrößerung eines Druckbuchstaben genau aus der schrägen Perspektive, wie man sie von der Seite, beim Betreten des Raumes, wahrnehmen würde. Die an Schattenwurf erinnnernde Darstellung der Schwarz-weiß-Aufnahme im Zentrum knüpft an frühere Arbeiten Striebels an, in denen sich der in Berlin lebende Künstler viel mit Buchstaben, mit Worten auseinandersetzt. “Im Abstand zur Wand” ist auf jeder der zwei Glasscheiben von “Verglasung 5” (1989) zu lesen, die ganz textgemäß installiert sind und das Spiel zwischen Wand, Schattenwurf und Arbeit freigeben, was Striebel so umschreibt: “Schrift und Schatten multiplizieren sich und verschwimmen letztendlich. Das Glas ist selber das Bild.”
Andere wahrnehmungsästhetische Irritationen beschert Bernhard C….