BERNDT HÖPPNER
SELBSTERZEUGTE UNGEWISSHEIT
VON PAOLO BIANCHI
Gelungenes Kunstmachen erfindet ein Wahrnehmungsorgan vor dem ordnenden Denken und übersetzt das, was wir ausblenden, weil wir die Dinge zu gern eindeutig und klar sehen möchten, ins Bewusstsein der Betrachter zurück. Der Künstler Berndt Höppner (geboren 1942 in Chemnitz, lebt in Biel) ist nicht an Wesens- und Seinsfragen interessiert. Er will nicht wissen, wie die «Dinge an sich» sind, sondern er will vielmehr herausfinden, wie sie zustande kommen. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf die Funktion der Dinge. Er besitzt die Fähigkeit, die Dinge abwesend zu machen, sie in ein Dazwischen-Sein zu befördern. Sein Suchen, Stöbern und Phantasieren kann in die Irre führen. Wenn er mit Sichtbarem und Unsichtbarem spielt, dann kommt alles darauf an, Wertvolles und Wertloses nicht zu hierarchisieren, sondern die Gleichzeitigkeit des Anderen zuzulassen.
Von hier aus ist es Höppner möglich, das Wesen künstlerischer Praxis zu hinterfragen. Seine Arbeit als Künstler zielt denn auch nicht auf das, was ist, sondern auf das, was er tut. Das geschieht etwa im Stadtraum mit Dingen die er «entre-deux» (Zwischenraum) nennt. Dieser Zwischenraum kann als Grund einer poetischen Lebensform betrachtet werden. Ästhetik ist eine Zwischen- und Grunderfahrung, in der Sinn und Unsinn, Sagbares und Unsagbares, Innen und Außen absichtslos und unscharf ineinander übergehen (vgl. den Text von Andreas Nebelung im Band «Theorien des Abfalls»). Höppners künstlerische Atmosphären existieren zwischen Kunst und Leben, der von Fall zu Fall eingesetzte «Abfall» ist stets ein Zwischenfall.
Das folgende Gespräch wie auch die vom Künstler kommentierte Bildauswahl besitzen eine merkwürdige Zirkularität. Was der…