Karlheinz Schmid
Bernd Vossmerbäumer
Galerie Hafemann, 9.9.-15.10.1988
WIESBADEN
Karlheinz Schmid
Bernd Vossmerbäumer
Galerie Hafemann, 9.9.-15.10.1988
Ein dreiteiliges Element, im linken Teil, linker Rand, minimal vergrößert, verdankt dieser Unregelmäßigkeit ihr Gleichgewicht. Denn rechts, wo wieder alles im rechten Winkel geschnitten ist, ragt ein leuchtend gelbes, also vitaleres Element hervor. Solche Balanceakte interessieren Bernd Vossmerbäumer immer wieder, seit Jahren schon. Doch freilich geht es ihm nicht um akribisches Formenverteilen, um billiges Farbenspiel.
Konkave und konvexe Formen wölben sich in den Raum; mal wird die Fläche behutsam gedehnt, mal scheint die Zweidimensionalität brutal aufgebrochen, ein Opfer der dritten Dimension. Meist sind die Arbeiten mehrteilig, kühn Wand und Boden miteinander verbindend. Diese Dialoge, stets begünstigt durch die hohe malerische, also kommunikative Qualität der Oberflächen, führen die gebogenen und mitunter auch perforierten Hohlkörper und Platten über den realen Raum in subtile Denkräume. Orte der Kontemplation.
Doch Andacht mag sich dabei nicht einstellen. Die dank Farbe und Form, oft kontrapunktisch eingesetzt, ausgelösten Energieströme aktivieren den Raum, vermitteln Schwingungen, die keine Beschaulichkeit zulassen. Statt dessen wird der Betrachter gezwungen, Position zu beziehen, den persönlichen Standpunkt zu finden. Der ist, im Spannungsfeld zwischen Distanz und Nähe, nicht immer leicht auszuloten. Vossmerbäumer liebt keine sicheren Plätze, sondern trägt lieber zur Verunsicherung bei.
So paßt es, daß der Frankfurter Maler, im März 1988 vom Frankfurter Kunstverein mit einer umfangreichen Einzelausstellung gewürdigt, mit Beharrlichkeit auf seine Unabhängigkeit achtet, jeden Kontakt mit eindeutigen Positionen vermeidet. Er will Grenzgänger sein, um dort, wo die Mengenlehre einst von der Überschneidungsmenge berichtete, wo Überlappung als allseits bekanntes mathematisches Phänomen gehandelt wurde, Zeichen plazieren zu…