P. Bianchi/Ch. Doswald
Bernard Voïta
Bernard Voïta (geb. 1960 in Cully, lebt in Genf) hat die grundlegendsten Entdeckungen Marcel Duchamps, nämlich die Idee der Verfremdung und des Umfunktionierens, zu einer neuen, fast schon unnachahmlichen Blüte getrieben. Voïta produziert nämlich Fotografien, die skulptural gebaut sind, bzw., er gestaltet Skulpturen, die er fotografisch reproduziert. Voïta geht noch einen Schritt weiter: Statt Fotografie und Skulptur stehen die Konstruktion und Komposition im Mittelpunkt seines Schaffens. Die Rasterung eines Teils der Aufnahmen in kleinere und grössere Rechtecke etwa wird durch den suggestiven Kontrast reichhaltiger Formen innerhalb der abgesteckten Flächen zu einer Gesamtstruktur absurder Komplexität verdichtet. Unbedeutende Dinge wie Stühle, Lampen, elektrische Kabel, Holzstücke, Klebebänder und andere Kleinigkeiten bilden das Material zu Bernard Voïtas Konstruktionen und Kompositionen, die in der Folge fotografiert werden: Die Regeln der Anordnung sind dem zukünftigen Bild untergeordnet. Was jedoch bei der Betrachtung der Bilder hervortritt, ist paradoxerweise nicht so sehr der Blick eines Fotografen als vielmehr der Handstreich eines Foto-Architekten.
P.B.
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Bernard Voïtas Arbeiten formulieren eine eigenwillige Haltung in der zeitgenössischen Fotografie; nicht etwa, dass seine Technik der fotografischen Reproduktion so aussergwöhnlich wäre – den Schwarz-weiss-Bildern eignet im Gegenteil eine geradezu konservative Technik – oder dass den abgebildeten Objekten eine exotische Bedeutung zukommen würde. Dennoch ist Voïta weder ein Dokumentarfotograf traditioneller Prägung, wie sie die Schweiz in der Person eines Gotthard Schuh oder eines Werner Bischof schon mehrfach hervorgebracht hat, noch fühlt sich sein Ansatz dem akademischen L’art pour l’art verpflichtet. Die Arbeiten des Genfer Künstlers zeugen letztlich von einer vermittelnden Haltung zwischen der…