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Ausstellungen: Ludwigshafen · von Sigrid Feeser · S. 330 - 332
Ausstellungen: Ludwigshafen , 1994

Sigrid Feeser
Bernar Venet

Retrospektive 1963 -1993
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, 25.9. – 14.11.1993

Soviel Abstand hat selten einer von sich genommen. “Das sichtbare Werk hat nichts mit mir zu tun”, warnt Bernar Venet seine Interpreten: “Ich möchte klarstellen, daß das Werk keine Widerspiegelung meiner Persönlichkeit ist.” Anfang der sechziger Jahre hatte es den Autodidakten aus der französischen Provinz ins sonnige Nizza gezogen. Dort wird ihm die Aufnahme in die Ecole des Arts Décoratifs verweigert, und auch das bißchen Mal- und Zeichenunterricht an der städtischen Kunstschule “Villa Thiole” ist rasch abgehakt. Daß das energische Eintreten für Picasso dem Siebzehnjährigen eine Woche Ausschluß vom Unterricht einbringt, kann man seither in allen biographischen Texten nachlesen.

Venet steht überraschend früh auf den eigenen Füßen. 1963 entdeckt er den anarchischen Reiz des Amorphen, läßt flüssigen Teer über Leinwände fließen, häuft ein paar Zentner Kohle zu einer informellen Skulptur, schichtet eingeschwärztes Zeitungspapier zu derben Collagen und verschraubt Wellpappe zu zentimeterdicken Wandobjekten, die mit handelsüblichem Autolack uni überspritzt werden und nach dem Willen ihres Urhebers so stinknüchtern aussehen sollen wie Industrieprodukte. Daneben experimentiert er mit Geräuschen, fotografiert Teer und Schotter von oben und filmt die Straße aus dem fahrenden Auto heraus.

Kunst, davon ist er bis auf den heutigen Tag überzeugt, ist nicht zum Vergnügen da, sondern zur Erkenntnis. Venet ist ein Präzisionskünstler, ein Fanatiker der einfachen und eleganten Lösungen.

Die visuelle Welt interessiert ihn ebensowenig wie die expressive Geste. “Total abstrakt” nennt er seine Kunst, und das Wort “Werk” läßt er nur als den Ort einer “Aussage über das, was Kunst auch…



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