Justin Hoffmann
Berliner Luft
Kunstbunker, München, 19.7. – 21.8.1994
Parties, eine Galerie und ein Geschäft haben wir als Nutzungsmöglichkeiten für einen Bunker des Zweiten Weltkriegs schon kennengelernt, aber einen ganzen Bunker als Ausstellungsmöglichkeit zu verwenden, stellt doch ein Novum dar. In München gibt es seit geraumer Zeit einen solchen “Kunstbunker”, der sich über fünf Stockwerke erstreckt. Was jemandem, der diesen massigen Bau betritt, sofort auffällt, ist die stickige Luft in seinem Inneren. Schwer vorzustellen, daß hier zu Kriegszeiten 400 Personen Schutz fanden. Nur durch speziell angelegte Kamine wird in den Räumen die nötige Zufuhr von Frischluft gewährleistet. Das ist ein Grund, warum Holger Weh die von ihm konzipierte Ausstellung an diesem Ort “Berliner Luft” nannte, ein anderer, daß die Bewohner Berlins seltsamerweise gerade gerne ihre Luft besingen und alle vier eingeladenen Künstler aus dieser Stadt stammen. Der dritte Grund steht in Zusammenhang mit einer bestimmten, tradierten Zielsetzung der Bildhauerkunst: das geformte Material so erscheinen zu lassen, als wäre es gleichsam schwerelos, eine Tendenz, die erstmals während des Manierismus eine große Rolle spielte und alle hier präsentierten künstlerischen Positionen vereint.
Oliver Oefelein wählt als Material hellgrünen Hartschaum, der sich, wie sein Name vermuten läßt, durch besondere Leichtigkeit auszeichnet. Aber auch die gewellte und gefaltete Gestalt, die ihm der Künstler gibt, evoziert beim Betrachter den Eindruck, das Werk könnte sich der Gravität widersetzen. Die teilweise erhöht angebrachten Körper wirken so, als seien sie für einen kurzen Moment von einem Windsog bewegt worden, um danach wieder zu erstarren.
Architekturen brauchen Öffnungen, damit Luft in sie dringen kann….