RONALD BERG
Berlin North – zeitgenössische Künstler aus den nordischen Ländern in Berlin
Museum für Gegenwart Berlin (im Hamburger Bahnhof(, 31.1. – 12.4.2004
Ein Fjord, rosa beschienene Berge in der Mitternachtssonne, vier alte Frauen (Nornen?) in Rückenansicht nackt und mit kahlem Kopf nebeneinander auf einem Felsen sitzend. Der vierminütige, stumme 35-Millimeter Film von Anne Katrine Dolven bietet alles, was man sich unter dem Nordischen vorstellen mag: Das Licht, die stille Landschaft, die mythische Dimension, die romantische Naturschilderung. Und doch durchbricht die Arbeit das Klischee aus der Offenlegung seiner technischen Mittel. Denn der in vielen Schleifen auf einem Metallgestell aufgefädelte Filmloop und das ratternde Projektorungetüm zeigen sich völlig unverdeckt, so offen und klar wie das fast bewegungslose Bild, auf dem sich nur die Wasseroberfläche kräuselt.
Dolvens “4 min at 2 a.m. 22 of July 2003” wurde in dem verwinkelten und über drei Etagen sich hinziehen Parcours im Hamburger Bahnhof ans Ende einer Sackgasse gesetzt. Von hier aus muss der Besucher den Weg zurückgehen, den gekommen ist. Den Anfang der Ausstellung macht ebenfalls eine Barriere. Der Norweger Knut Henrik Henriksen schottete die ehemaligen Bahnhofshalle des Museums bis unter die Decke vom alten Kopfbau mit Kiefernholzbrettern ab.
Dass im Katalog gleich Ikea und der Beatles-Song “Norwegian Wood” als Assoziationen zu Hendriksens 15 Meter hoher Kiefernwand benannt werden, scheint nicht verwunderlich, wenn sich eine Ausstellung explizit mit “Künstlern aus den nordischen Ländern” befasst. Eine solche Schau muss es sich gefallen lassen, dass man sie auf die vermeintlichen Charakteristika von Nationalität und Mentalität hin liest, auch wenn das von…