MAX HETZLER:
Berlin muß Maßstäbe setzen
PETER HERBSTREUTH SPRACH MIT DEM BERLINER GALERISTEN
P.H.: Herr Hetzler, Sie sind nach zehn Jahren Galerietätigkeit in Köln 1993 wohl mit großen Erwartungen nach Berlin gekommen. Mittlerweile gibt es den Hamburger Bahnhof, das art forum, die Berlin Biennale. Der Martin-Gropius-Bau wird Ausstellungspalast. Banken und Unternehmen konzentrieren sich auf korporative Sammlungen. Und es gibt zunehmend Privatsammler. Haben Sie den Eindruck, Sie sind im Paradies gelandet?
M.H.: Für das Paradies gelten keine Versprechungen. Aber Berlin versprach zum interessantesten Ausstellungsort Deutschlands zu werden. Das hat sich für junge Künstler und Galeristen als richtig erwiesen. Dem Berliner Kunstpublikum fehlt aber der Überblick und die Orientierung an etablierten Künstlern und der moderne Bereich ist unterrepräsentiert. Hamburger Bahnhof und Neue Nationalgalerie profilieren sich zu wenig mit eigenen Ausstellungen und entsprechenden Ankäufen. Das hat direkte Auswirkungen auf die wenigen Sammler in der Stadt. Museen haben die Aufgabe, Maßstäbe zu setzen – auch für Sammler. Ein Haus ohne Direktor ist dazu nicht in der Lage.
Gehen von hier nur Versprechungen, aber keine Maßstäbe aus?
Der Künstlergeneration der 40 bis 50jährigen fehlt hier ein Ort aktueller Auseinandersetzung mit qualifizierten Kunsthistorikern und einem Archiv für Forschung und Gedächtnisarbeit. Zu viele wichtige Ausstellungen gehen an Berlin vorbei. Bruce Naumann war in Wolfsburg und Hamburg zu sehen, Felix González-Torres in Hannover. Barnett Newman in Düsseldorf. Für manche Ausstellungen kommt Berlin nicht einmal in Frage. Die große Retrospektive von Jackson Pollock im MoMA New York geht an die Tate Gallery London. Institutionen werden an ihrer Führung gemessen.
Das gilt auch für…