Bereiche vor der Wissenschaft
JÜRGEN RAAP IM GESPRÄCH MIT BORIS NIESLONY
Jürgen Raap: Du hast Deinen Arbeitsansatz schon in den achtziger Jahren als “Wissenschaft am und für den Menschen” umschrieben. Dieser Ansatz ist viel komplexer als die klassische Anthropologie. Diese Formulierung rekurriert aber auch auf eine Herauslösung aus dem Kunstzusammenhang. Wo liegen ganz konkret die Trennschärfen?
Boris Nieslony: Wenn es Trennschärfen gibt, dann liegen sie in den Fragestellungen nach der menschlichen Existenz, bevor diese Fragestellungen zur Kunst, und bevor sie zur Wissenschaft gelangen. Die Erkenntnisfelder, auf denen sich diese Fragestellungen festmachen lassen, liegen ebenso vor den Definitionen politischer oder sozialer Strukturen. Es sind vielmehr grundsätzliche Fragen nach dem Denken und Fühlen des Menschen: was ist Mensch ? Daraus ergab sich für mich die “Wissenschaft am und für den Menschen”. Bis heute entstand eine Materialsammlung, zum Teil auch in klassischer Form, wie sie gleichfalls in den Wissenschaften eine Rolle spielen. Das zeigt sich in einer bestimmten Art und Weise der Archivierung, und des weiteren findet sich auch eine bestimmte Art und Weise der Systemdefinition. Letztere zielt auf Ansätze einer Beschreibung, wie etwas sehbar wäre.
Wie wird dies kommunizierbar gemacht?
Es gibt Skulpturen, die im Laufe der Jahre entstanden: z.B. die Skulptur “Das Paradies” oder die Skulptur “Schwarze Lade”…
… als Ansammlung und Präsentation von heterogenen Gegenständen auf einem ineinandergreifenden System von Tischen (“Paradies”) oder als Materialsammlung in mobilen Schränken (“Schwarze Lade”), wobei man natürlich direkt an die biblische Bundeslade denkt, in der eine Gleichsetzung von Überlieferung und Vermächtnis repräsentiert wird.
Es gibt noch eine dritte Skulptur, die sehr…