Benedikt Forster
Galerie Kuhlmann/Karlsruhe
Die Galerie liegt inmitten einer jener gräßlichen Mietskasernensiedlungen der fünfziger Jahre; sie hat sich installiert in einem aufgegebenen Supermarkt, der üblichen riesigen quadtratischen Halle mit einer verglasten Front und bedrückender Decke. Hier hängen und lehnen an drei Wänden 27 Blumenstücke; Ästhetik der fünfziger Jahre: wie ein Spiel von Tapete und Ornament, von Geometrie und organischer Form, von Flachheit und konstruktiver Harmonie. Benedikt Forster hat sich tief eingelassen auf diese Umgebung. Er malt in dieser Reihe – die sich sehr abhebt von seinen bisherigen Arbeiten – auf wenig grundierten Nessel flache, einfarbige Hintergründe in hellen Grundfarben, dünne Farbflächen, deren Formen den gerundeten, leicht irrationalen Geometrien des Fünfziger Jahre – Designs entstammen: die Flächen werden geteilt oder ausgeschnitten nach Massgabe einer Harmonie der Fläche, die ihre Konstruiertheit durch Abrundung verleugnet. Vor diese Hintergründe setzt Forster seine Blumen: Blumen aller Arten und Gattungen, der verschiedensten Stile und Materialien, in den unterschiedlichsten Manière und Darstellungsarten. Die sehr gebrochene, schon ironische Behandlung des Sujets verstärkt sich durch den Umgang mit der Begrenzung der Fläche: Forster malt die Bilder auf der frei hängenden Leinwand, schneidet sie ab und spannt sie auf ungefähr passende Rahmen. So sperrt sich die leicht organische Form der Farbfläche dem strengen Rechteck des Rahmens, überlappt und reicht nicht aus; zugleich ergeben sich ungewöhnliche, vor allem eigenartig schmale und hohe, der Blume angepaßte Formate. (23.4.-12.5.82)
Johannes Meinhardt