Friedemann Malsch
Ben Vautier »Ben attaque!«
Galerie Schüppenhauer, 2.10.1987 – 7.11.1987
Eine der beliebtesten Aussagen über BEN VAUTIER ist die: »Es gibt nichts über Ben zu sagen, er selbst hat alles schon gesagt.«
Tatsächlich ist die Verführung groß, angesichts seiner eigenen Statements wie »Ich signiere alles« (in den sechziger Jahren), »Ich signierte alles« (seit Mitte der siebziger Jahre), »Ich habe alles gesagt«, »Ben kann alles«, »Ben = Kunst« usw., angesichts der Omnipräsenz dieses Kosmopoliten aus Nizza auf dem Felde der Meinungsbildung schnell die Waffen zu strecken. Ben Vautier hat sich hier eine unbestrittene Machtposition erobert, indem er jeden Bereich des alltäglichen, des gesellschaftlichen wie schließlich auch des künstlerischen Lebens mit seinen eigenen Statements belegt, sie damit für sich reklamiert. Dieser possessive Impetus hat sich seit je in abundanter Produktion von Schriftbildern bzw. Assemblagen mit Schrift einerseits, in einer die provokative Geste in Stil und Duktus der optischen wie der semantischen Ebene suchenden Darstellung des Ich andererseits zu vermitteln und auch zu behaupten gewußt.
Vautier erzählt heute gerne, daß er die Kunst haßt und mit dem Kunstbetrieb verfeindet ist. Doch in der ihm eigenen und seine gesamte Entwicklung charakterisierenden masochistischen Faszination dessen, was er ablehnt, in dieser eigentümlichen Haßliebe befangen kann er dennoch nicht von der Kunst lassen. Gegen Ende der fünfziger Jahre gehörte er zu den vehementesten Vertretern neodadaistischer Tendenzen in Europa. Wie kaum ein zweiter radikalisierte er die Frage nach dem Verhältnis zentraler Kategorien im Leben und in der Kunst zueinander. Die eigene Person wurde dabei zu einem exemplarischen Fall, wie er durch…