RALF CHRISTOFORI
belonging
Shedhalle Zürich, 2.11. – 16.12.2001
Seit mehr als dreißig Jahren treffen sie sich im New Yorker Central Park. Es sind Puertoricaner, Mexikaner, Kolumbianer, seit Beginn der neunziger Jahre vermehrt auch Kubaner. Sie treffen sich wöchentlich, immer sonntags – und spielen den Rumba. Es sei ein Stück “heritage”, sagt einer der älteren Herren, ein bisschen Tradition vermengt mit der offen bekundeten Liebe zu dem Land, in dem sie leben: den USA. Sie gehören dazu, und doch sind sie insgeheim getrieben von einer Sehnsucht nach dem Land, in dem sie selbst oder ihre Vorfahren geboren wurden. Im Grunde leben sie im Exil, sie sind Teil dieses Schmelztiegels, der seit Rudolph Giuliani nicht mehr ganz so euphorisch beschworen wird, seit der New Yorker Bürgermeister diese Art von Versammlung im öffentlichen Raum verboten hat, seit das NYPD den Rumba untersagt, Ordnungsverstöße herbeizitiert, um die Diaspora zu zerschlagen.
Berta Jottars Videoarbeit “Conflict – O Rumba & the Persistence of Memory” steht im Zentrum der Ausstellung “belonging” in der Shedhalle Zürich, und sie dokumentiert auf eindrucksvolle Weise die persönliche Relevanz und das gesellschaftliche Politikum eines solchen Konfliktes. Das ganze Ausmaß dieser repressiven Verordnung lässt sich nur schwer auf eine Formel bringen, am ehesten vielleicht noch auf der Grundlage jener im Untertitel der Schau angesprochenen Dialektik von “Zugehörigkeit und Sehnsucht” (“belonging” und “longing”): Wer Sehnsüchte sanktioniert, fördert nicht gerade das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gesellschaft, welche diese Sanktionen ausspricht.
Das Gegenstück zu der geschilderten Dokumentation bildet die ebenfalls in der Ausstellung vertretene Plattform “M.A.P.S Züri Agenda” und deren Integrationsprojekt,…