Ingo Arend
Belonging
7. Kunst-Biennale von Sharjah
Expo, Sharjah Museum Of Arts, 06. 04. – 06.06.2005
Die Brunnen der Wüste – so hieß das Buch, mit dem Wilfred Thesiger einst eine einsam schöne Landschaft besang. Das Land der Fischer, Perlentaucher. Piraten und Beduinen, das der britische Entdecker und Oientalist auf der arabischen Halbinsel vor knapp vierzig Jahren bereiste, ist längst verschwunden. Statt Brunnen sprudeln hier die größten Süßwasserfontänen der Welt in künstlichen Lagunen. Die Länder an der Südspitze der arabischen Habinsel mit ihrer weltberühmen Hochhauskulisse gleichen einer Mischung aus Potsdamer Platz und Las Vegas. Zumindest am Persischen Golf ist Arabien ein blattgoldbelegtes Pastiche des Westens.
Dass sich ein Land, das in die phallische Vertikale strebt, sein Heil in einem Konsumrausch ohnegleichen sucht und nach dem Motto zu agieren scheint: Wenn wir schon keine Vergangenheit haben, soll uns wenigstens die Zukunft gehören, mit der rückwärtsgewandten Frage nach dem “Belonging”, also der Herkunft beschäftigt, lässt natürlich aufhorchen. Auch wenn das Leitthema der 7. Kunstbiennale, die Anfang April in dem 600.000-Seelen-Emirat Sharjah, dem drittgrößten der sieben Scheichtümer, die sich 1971 zu den “Vereinigten Arabischen Emiraten” zusammengeschlossen haben, eröffnet wurde, nach einem sattsam bekannten Modethema des zeitgenössischen Kunstdiskurses klingt. Die Frage nach der globalen Migration, nach dem Leben zwischen den Welten und der postmodernen Nomadenkultur wird seit Jahr und Tag auf inzwischen 110 Biennalen dermaßen vor- und zurückgekaut, dass man sie nicht mehr hören und sehen mag. Muss man nun auch noch im arabischen Sharjah dieselbe Kunst sehen, wie sie sich spätestens seit Okwui Enwezors Dokumenta11 von…