BELGIEN: Sylvie Eyberg, Valérie Mannaerts
Wie nimmt ein Raum Gestalt an? Im Katalog der Communauté française de Belgique wird ausführlich der Aufbau des Beitrags von Sylvie Eyberg und Valérie Mannaerts dokumentiert. Man sieht Säcke voll Gips, Eimer mit einigen hundert Litern weißer Farbe, sieht die Handwerker bei der Arbeit und kann sich näherungsweise ein Bild davon machen, welcher Aufwand nötig ist, bis ein White Cube jenen Status äußerlicher Makellosigkeit erlangt wie im Innern des belgischen Pavillons. Oder man kann umgekehrt, von den fertigen Wänden aus betrachtet, erkennen, dass der Eindruck, der sich ergibt, und mag er noch so homogen sein, eine Konstruktion ist.
Der Fotoessay am Ende des Katalogs hält Entwicklungsschritte, Zwischenstufen, Zustände fest, die am rein weißen, neutral gleichmäßigen Resultat selbst nicht mehr wahrzunehmen sind. Mithin weist die Renovierung des Pavillons eine Analogie zu den Arbeiten von Sylvie Eyberg und Valérie Mannaerts auf. Man muss nur den Begriff Raum durch den Begriff Individuum ersetzen. Beide Künstlerinnen nähern sich der Frage nach der Konstitution des Ich: Wie formiert sich eine Persönlichkeit, ein Charakter, eine Biographie? Aus je eigenen, unterschiedlichen Konzeptionen heraus, umschreiben sie die Konstruktion des Subjekts, wie sie sich über das Geschlecht, über die Sprache, die soziale Einbindung vollzieht. Umschreiben? Nein, sie umspielen sie, bringen versuchsweise, vorläufig, fragmentarisch Deutungsmöglichkeiten ins völlig offene Spiel. Nur keine Fixierung, kein Festzurren, Festlegen auf eindimensionale Definitionen. Vor allem Eyberg hält ihre Bilder in einem Stadium des Passageren. Es zeigt sich zuallererst in der Machart, in den sanften Grautönen ihrer Fotografien und Filmaufnahmen, die keine…