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Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini · von Ellen Wagner · S. 286 - 286
Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini ,

Belgien

Denicolai & Provoost, Antoinette Jattiot,
Nord and Speculoos

PETTICOAT GOVERNMENT

Kommissar: Föderation Wallonien-Brüssel Ort: Giardini

Um die 16.000 Prozessionsriesen werden weltweit gezählt. Viele stammen aus Europa und finden seit dem 13. Jahrhundert Erwähnung. Für den belgischen Pavillon wurden sieben von ihnen aus ihren jeweiligen Städten über die Alpen transportiert und auf einer über unseren Köpfen montierten Metallkonstruktion aufgestellt. Sieben Riesen, nicht Zwerge, machen Zwischenstation, bevor sie im Winter über Dunkirk und Charleroi ihren Rückweg antreten. Wir treffen auf die arrivierte Prominenz des Humanisten Erasmus von Anderlecht und den baskischen Akerbeltz, halb Mensch, halb Widder, der bei den Feierlichkeiten häufig rituell verbrannt wird. Aus Frankreich kommen Babette aus Tourcoing, 2020 geboren als Hommage an eine in der Covid-Pandemie verstorbene Frauenrechtlerin und Textilarbeiterin, sowie Edgar l’motard nach dem Vorbild einen Kleinganoven, der Tabak im Motorradtank schmuggelte. Die Dame Nuje Patat von Baaigem ist eine Gemüseriesin mit knollig grün-gelben Kartoffelkopf Ein Highlight ist sicher der orangefarbene Affe Mettekoe von Petit-Enghien, das Maskottchen einer Organisation, die sich für Orang-Utans in Borneo engagiert. Er ist der riesigste unter den Riesen. Doch noch eindrücklicher präsentiert sich Julia von Charleroi: Sie begegnet der eklatanten Abwesenheit von weiteren weiblichen Riesen in ihrer Stadt als ausgewiesene Feministin. Julia ist rund viereinhalb Meter groß, hat klare Forderungen mitgebracht und trägt den Grundriss eines militärischen Forts auf den Nacken tätowiert.

Mit der ironischen Selbstbezeichnung als Petticoat Government spielt das transdisziplinäre Kollektiv auf die mögliche Umkehr von Machtrelationen zwischen institutionalisierten und folkloristischen Kunstformen, zwischen Geschlechtern, Menschen und Nicht-Menschen an. Die Präsentation lenkt unsere…

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