Beim Lesen von Schillers Glocke vor Lachen fast vom Stuhl gefallen
oder: die Schwierigkeiten der Zeitgenossen mit den Zeitgenossen
VON GERD DE VRIES
Seit dem Auftauchen einer neuen deutschen Malerei um 1978/80 ist die Aufregung über sie nicht verstummt. Während ein Teil des Publikums zum ersten Mal seit der Pop Art wieder ungehemmt seinen »Hunger nach Bildern« stillt, war und ist der andere Teil – und allen voran die deutsche Kunstkritik – sich mehr oder minder einig, daß es sich bei diesen Malern um »hochgemute Nichtskönner« handelt, um »elende Stümper«, die »keine Ahnung von Malerei« haben und die »noch schlechter sind als schlecht«.
Die ganze Phalanx der professionellen Kritiker fühlt sich aufgerufen, die heiligen Güter der Nation zu verteidigen: die Kunst – das Wahre, das Gute und das Schöne. Nach dem psychologischen Gesetz »Je heftiger die Abwehr, desto stärker die Betroffenheit« scheint diese Malerei voll ins Mark zu treffen.
Die Urteile sind vernichtend. Aber besagen sie etwas über die Qualität der ästhetischen Gegenstände, die Bilder? Besagen sie etwas über deren Wert als »Kunst«? Nein. Es geht in diesen Kritiken auch gar nicht darum, etwas zu begreifen. Wir hören nur – wieder einmal – das verständnislose Geheul derer, die nicht hinsehen wollen, die sich nicht informieren, die nach dem äußeren Schein urteilen und die schon gar nicht ihre mühsam erworbenen Überzeugungen in Frage stellen, geschweige denn ändern möchten. Daß sie es eines Tages müssen, ist klar, wir haben es zu oft erlebt. Beuys war das jüngste exemplarische Beispiel und das nächste wird Kiefer sein.
Wie konnte…