»Bedeutung« in der konzeptuellen Kunst
Interpretationsparadigmen – ein Propädeutikum
Seit Klaus Honnefs (1971) und Ursula Meyers (1972) frühen Versuchen, konzeptuelle Kunstpraktiken auf eine kunstgeschichtliche Definition zu bringen und dazu eine konsistente Künstlerliste zusammenzustellen, sind viele Untersuchungen mit ähnlichen Zielsetzungen gescheitert. Denn vielleicht handelt es sich bei –den konzeptuellen Praktiken – mangels eines einheitlichen Stils – um eine der wenigen unhomogenisierbaren Kunstrichtungen, die – bis auf Art & Language und Joseph Kosuth – gerade keine konsistente Strategie aufweisen, sondern dadurch charakterisiert werden, daß die relevanten Künstlerlnnen zurückwiesen, ein Konzeptkünstler zu sein. Ulrich Tragatschnigs Diplomarbeit “Konzeptuelle Kunst: Interpretationsparadigmen. Ein Propädeutikum” unterzieht sich schon im Vorwort der fragwürdigen, in akademischen Kreisen aber sehr verbreiteten Selbstkasteiung, das nicht Geleistete aufzuzählen (“Es ist an dieser Stelle leider nicht möglich, dies erschöpfend zu behandeln…”). Er hat, im Sinne des Untertitels, “Ein Propädeutikum” verfaßt – was so viel heißt wie eine Einführung in die Vorkenntnisse, die ein wissenschaftliches Studium erst ermöglichen – eine neutrale Darstellung. Dies ist Understatement, denn der Autor geht akribisch mit fast mathematischer Gewissenhaftigkeit an die logische Analyse (vgl. die Formel für das “Sprechen vom Kunstwerk”: “‘KW’=K-Idc(x)”, S. 78). Ein etwas rigider, zum Schematismus tendierender Akademismus stört, erlaubt aber eine diskursive Orientierung: Der Autor diskutiert die Felder Objektheftigkeit, Kontextreferenz und das Verhältnis zwischen Konzeption und Rezeption an Hand von semiotischen, systemtheoretischen Ansätzen und der Sprechakttheorie exemplarisch an Daniel Buren, Robert Barry, Mel Bochner, Hanne Darboven, Roman Opalka, On Kawara, Timm Ulrichs, Sol LeWitt und Lawrence Weiner. Tragatschnig gibt vor, den “Interpretationsparadigmen von (konzeptueller) Kunst” an Künstlern…